Auf dem Spielplan: Prinzip Hoffnung

Trier · Weiter Rätselraten um die Antikenfestspiele 2009: Die von Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink gesetzte Frist bis Ende Oktober ist längst verstrichen, aber ein Programm liegt immer noch nicht vor. Intendant Gerhard Weber inszeniert bis Ende November in Italien.

(DiL) Während andere Festivals längst einen Großteil ihrer Karten für den nächsten Sommer verkauft haben, weiß man in Trier nicht einmal, was gespielt werden soll. Ende September hatte der Kulturdezernent zwar Zeitrahmen und Spielort bekanntgegeben, für den Spielplan aber noch um Aufschub bis Ende Oktober gebeten. Geplatzter Termin, magere Begründung Doch der ohnehin schon äußerst späte Termin ist längst geplatzt. Und die Erklärung ist eher sybillinisch: Es gebe „noch Abstimmungsbedarf in einigen wenigen Punkten“, man hoffe auf „baldige Klärung“, ließ Holkenbrink dem TV mitteilen.

Woran es hängt, war der knappen Aussage nicht zu entnehmen. An Intendant Weber liegt es offenkundig nicht: Er hat, wie im Kulturausschuss bestätigt, vor seine Abreise in die Partnerstadt Ascoli Piceno – dort inszeniert er eine Oper – dem Kulturdezernenten das komplette Programm hinterlassen. Wobei große küstlerische Sprünge angesichts der minimalen Vorbereitungszeit, die noch zut Verfügung steht, kaum zu erwarten sind. Das Problem liegt nach TV-Informationen im Rathaus, wo man die Hausaufgaben in Sachen Sponsoren-Gewinnung nicht gemacht hat. Weil es für das Amphitheater immer noch keine Dauer-Lösung gibt, braucht man wieder einen Spender, der die fehlenden 100 000 Euro für die Hang-Tribüne beisteuert. Denn das Raum-Konzept, so haben es Dezernent und Intendant immer wieder verkündet, soll fortgesetzt werden. Das ist grundsätzlich auch die Linie des Kulturausschusses.

Aber weil Holkenbrink in der letzten Ausschuss-Sitzung gar zu wolkige Angaben zur Finanzierung machte, wurde die Programm-Ankündigung erst einmal wieder von der Tagesordnung genommen. Im letzten Jahr hatte die Sparkasse die Zusatz-Kosten gedeckt, aber das ist schwerlich eine Dauerlösung. Sponsoren aus dem privaten Unternehmensbereich sind kaum zu bekommen, zumal, wenn die Festspiele nicht mit einem längerfristigen Erfolgs- und Entwicklungsplan aufwarten können, sondern Jahr für Jahr kurzfristig Lückenbüßer suchen müssen.

Nun steht das Thema auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag. Von einer erneuten Erhöhung der Preise ist die Rede. Aber die ließe sich nur mit einer Steigerung der künstlerischen Qualität „verkaufen“ – da darf man auf die Spielplanung gespannt sein. Warum man die Weichen für 2009 unabhängig von der langfristigen Lösung nicht längst gestellt hat, dafür fehlt bislang jede Erklärung. Die Behörde SGD-Nord, die für die Genehmigung des Veranstaltungsortes zuständig ist, hat deutlich gemacht, dass sie nicht für die Verzögerungen verantwortlich ist. SGD-Chefin Barzen wies darauf hin, dass man bei den Nibelungen-Festspielen Worms seit Jahren mit Einzelgenehmigungen operiere, ohne dass es der langfristigen Planung Abbruch tue (der TV berichtete).

Auch wenn der Stadtrat nächste Woche die Verwaltung in Sachen Festspiele einmal mehr vor einem Debakel rettet: Der nächste Ärger ist programmiert. Denn private Veranstalter wie Promotor Ingo Popp wollen nicht kampflos hinnehmen, dass für sie im Amphitheater künftig kein Platz mehr sein soll.

EXTRA

Die Festspiele 2009 sollen vom 27. Juni bis 19. Juli 2009 im Amphitheater stattfinden. Ein offizielles Programm gibt es noch nicht, dem Vernehmen nach soll „Nabucco“ mit neuem Bühnenbild wiederaufgenommen werden, dazu ein russisches Ballett-Gastspiel und ein Stummfilm-Konzert.

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