Auf dem Sprung zurück in die Heimat - Alexander May wird Leitender Dramaturg am Trierer Theater

Trier · Der Neuanfang am Trierer Theater nimmt Gestalt an. Am Mittwoch hat die Stadt mit Alexander May einen erfahrenen Regisseur verpflichtet, der auch die Region Trier bestens kennt.

 Regisseur Alexander May wechselt ans Trierer Theater.

Regisseur Alexander May wechselt ans Trierer Theater.

Foto: privat

Als "Spezialist fürs Schwierige" hatte TV-Redakteur Dieter Lintz vor acht Jahren den aus Konz stammenden Regisseur Alexander May bezeichnet. Der Steinbildhauer und Steinmetz war als Quereinsteiger seiner Liebe zum Theater gefolgt, hatte als Assistent und später freier Regisseur auch schwierige und herausfordernde Projekte realisiert und sich an der Seite von großen Regisseuren wie Claus Peymann, Christoph Schlingensief und Thomas Landhoff weiterentwickelt. Am Mittwoch hat die Stadt Trier den künstlerischen Direktor des Theaters Pforzheim für die kommende Spielzeit verpflichtet.
Alexander May wechselt also zusammen mit Caroline Stolz, der künftigen Trierer Schauspieldirektorin, an die Mosel. Die beiden bilden derzeit an der Pforzheimer Bühne eine Doppelspitze, die offenbar bestens funktioniert.Die neue Funktion: In Trier war eine Doppelspitze nicht gewünscht, heißt es aus dem Theater. Mays Funktion ist nun die eines spartenübergreifenden Leitenden Dramaturgen mit Regieverpflichtung. Er soll Caroline Stolz dabei unterstützen, die nächste Spielzeit auf die Beine zu stellen und auch selbst inszenieren. Zum Führungsteam des Theaters, das in der Zeit der vakanten Intendanz die Geschicke des Hauses lenkt und den laufenden Betrieb organisiert, soll May nach Auskunft von Pressesprecher Dominik Huß aber nicht gehören.

Die Aufgabe: Auf Stolz und May wartet eine Mammutaufgabe. Innerhalb weniger Wochen müssen die beiden die Vorbereitungen für die nächste Spielzeit auf den Weg bringen, was vor allem bedeutet, passende Künstler für eine recht kurze Zeitspanne einzukaufen. Eine "Mischung aus Festen und Gästen" werde das werden, sagt May, denn angesichts der kurzen Planungszeit für einen Jahresvertrag sei es nicht möglich und auch nicht beabsichtigt, ein neues Trie-rer Ensemble zusammenzustellen. Üblicherweise bekommen neue Schauspieler einen Zweijahresvertrag, über dessen Verlängeerung dann beide Seiten jährlich entscheiden. Dieses Prozedere soll es in Trier zunächst aber nicht geben - was die Besetzung der Rollen erschweren dürfte. Wie berichtet hatten neun Schauspieler aus dem derzeitigen Ensemble vergangene Woche erklärt, dass sie Trier mit Ablauf der Spielzeit verlassen werden. Drei weitere künstlerische Mitarbeiter werden ebenfalls im Sommer gehen, darunter der Dramaturg.

"Trier hat tolle Schauspieler", sagte May, es sei "hochrespektabel, dass sie so zusammenhalten". Alle Künstler, die Trier im Sommer den Rücken kehren, waren mit dem Schauspielleiter Ulf Frötzschner nach Trier gekommen. Sie sehen sich solidarisch mit ihrem Chef, der am Theater nicht hat bleiben dürfen, sondern mit einer Abfindung von 50.000 Euro gehen wird. "Da gibt es viel aufzuräumen", schätzt May, der aber voller Elan an die neue Aufgabe geht.

Wie geht es nun weiter? Am 8..April feiert das Musical "Shylock" in Pforzheim Premiere, das May inszeniert, ein Musical von Stephan Kanyar nach der Shakespeare-Komödie "Der Kaufmann von Venedig". Direkt danach will May seinen Vertrag am dortigen Theater auflösen, sagte er auf TV-Anfrage, um sich ganz den neuen Aufgaben in Trier widmen zu können. Laut Pressesprecher Huß will das Theater seinen neuen Spielplan im April präsentieren.Der Regisseur Alexander May

(aheu) Alexander May, 1970 in Trier geboren, ist in Konz aufgewachsen. Er war gelernter Steinmetz, bevor er über die freie Szene in Berlin zum Theater kam. Parallel arbeitete May als Regieassistent an großen Häusern. Die Liste seiner Inszenierungen ist lang, sie reicht zurück bis ins Jahr 1996 und umfasst unter anderem die Spielorte Berlin, München, Memmingen, Augsburg, Nürnberg, die Salzburger Festspiele, Essen, Osnabrück, Nördlingen und Pforzheim. Am Trierer Theater hat Alexander May bereits dreimal inszeniert, zuletzt die "Orestie" von Aischylos, die im Februar 2015 Premiere feierte. 2008 erarbeitete er mit arbeitslosen Jugendlichen Schillers "Die Räuber", 2011 brachte May das Schauspiel "Eine Familie" von Tracy Letts auf die Bühne. Diese Inszenierung wurde nominiert für den Preis "Theatermaske Trier" als beste künstlerische Leistung. Seit 2005 ist May als freier Regisseur für Schauspiel, Oper und Hörbuch tätig. 2015 wurde er künstlerischer Direktor am Theater Pforzheim, gemeinsam mit Caroline Stolz.

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