Auferstehung eines Massenartikels

TRIER. Tot gesagte leben länger: Seit Jahren wird die ARD-Show "Verstehen Sie Spaß?" abmoderiert. Doch es gibt sie noch immer. Frank Elstner hat sie (vorerst) vor dem Aus bewahrt. Am Samstag kommt die Show zum ersten Mal live aus Trier.

Samstag Abend vorm Fernsehen: Das war früher ein Ereignis für die ganze Familie: "Am laufenden Band", "Auf los, geht es los", vielleicht auch mal "Musik ist Trumpf" (nur echt mit Peter Frankenfeld), "Wetten, dass…?!" und "Verstehen Sie Spaß?". Die große Samstag-Abend-Show mit Einschaltquoten von 50 Prozent, die halbe Nation saß vorm Fernsehn. Davon können heutige Showmaster nur träumen.Thomas Gottschalk unerreicht

Einzig Thomas Gottschalk schafft es regelmäßig, bis zu 15 Millionen Zuschauer mit "Wetten, dass…?!" vor den Bildschirm zu locken. Dahinter kommt lange nichts mehr. Allenfalls Pseudo-Shows wie "Deutschland sucht den Superstar" oder das "Dschungel-Camp" machen kurzfristig Quote. Eine Sendung, die heute regelmäßig fünf Millionen einschalten, gehört mittlerweile schon zu den erfolgreichen Formaten. "Verstehen Sie Spaß" gehört dazu - seit 21 Jahren im Programm, über 100 Sendungen. Auch wenn die Show so gar nicht mehr in die Landschaft passt: Keine Spannung, keine Top-Promis, einfach nur seichte Unterhaltung für die ganze Familie. Und das Konzept scheint aufzugehen: "Wir haben knapp 20 Prozent Marktanteil. Das Durchschnittsalter unserer Zuschauer ist 52 Jahre, das ist für ARD-Verhältnisse top", sagt Rainer Matheis, Unterhaltungschef des zuständigen Südwestrundfunks (SWR).

"‘Verstehen Sie Spaß?' ist das große Glück für einen Moderator wie mich, noch Mal ein Format gefunden zu haben, das man der ganzen Familie vorsetzen kann", sagt Frank Elstner, der mittlerweile fünfte Präsentator der seit 1981 laufenden Show. Seit zwei Jahren steuert er das einstige Flaggschiff der ARD-Fernsehunterhaltung. Zwar konnte er weder an die Quoten von Erfinder Kurt Felix, der zusammen mit seiner Frau Paola bis zu 22 Millionen Zuschauer erreichte, anknüpfen, noch an die Traumquoten von bis zu 23 Millionen Zuschauern, die er in den Anfangsjahren mit "Wetten dass…?!" erreichte.

Aber immerhin scheint er den nach dem Abgang des Schweizer Moderatoren-Paares im Jahr 1990 leck geschlagenen Dampfer zumindest wieder in ruhige Gewässer zu schippern. Jahre lang dümpelte die Sendung so vor sich hin: Weder der bis dahin wenig bekannte, spätere Late-Night-Talker Harald Schmidt (1992 bis 1995) oder der in die Jahre gekommene, nervende Dieter Hallervorden (1996 bis 1997) noch der überforderte Möchtegern-Showmaster Cherno Jobatey (1998 bis 2002) hatten genügend Format für dieses Format.

Mit jedem neuen Moderator und jedem neuem Konzept ging die Quote immer weiter in den Keller, bis irgendwann gerade mal noch drei Millionen sich den ewig grinsenden Turnschuhträger Jobatey anschauen wollten. Für Kurt Felix ist "Verstehen Sie Spaß?" ein "Massenartikel", den man nicht verändern darf: "Ich bin überzeugt, wenn man die Sendung so belassen hätte, hätte sie noch genauso viele Zuschauer wie ‘Wetten dass…?!'" Frank Elstner, der erfolgreiche Radio-Mann aus Luxemburg, der in den 70er Jahren Erfolge mit "Ein Platz an der Sonne" oder "Montagsmaler" im damals noch konkurrenzlosen öffentlich-rechtlichen Fernsehn feierte, schien dem SWR der Retter in der Not. Sein Erfolgsrezept: Zurück zu den Wurzeln. Die Gags mit der versteckten Kamera und die hinters Licht geführten Personen ständen im Vordergrund und nicht er. "Ich gehe als neugieriger Fragender an die Menschen ran und stelle sie in den Mittelpunkt."

Elstners Devise: Ja keinem weh tun, einfach nur unterhalten. Er überlege sich immer, was er tun könne, damit das vorgeführte Opfer am Schluss besser dastehe als zuvor. Auch wenn er sich hin und wieder mit dem "Finanzbeamten vor der Mittagspause" vergleichen lassen muss, er lässt sich nicht verbiegen, bleibt Everybodys Darling. Und Elstner gefällt sich in dieser Rolle: "Mir ging es noch nie so gut wie heute."

"Verstehen Sie Spaß?" kommt heute zum ersten Mal aus Trier (ARD, 20.15 Uhr) Mit dabei: Die Fantastischen Vier, Silbermond, Florian Silbereisen, und das Ensemble des Abba-Musicals "Mamma Mia".

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