Augenschmaus der Reitkunst

TRIER. Gegensätze ziehen sich an. Das bewies "Equi Magic" am Samstag in der Arena Trier. Mehr als 4600 Zuschauer - von der edlen Pelzmantel-Trägerin über flotte Schülerinnen bis zum hartgesottenen Lederkombi-Mann - erlebten in zwei Veranstaltungen eine ungewöhnliche Komposition von Pferdesport und Kostümschau.

Nicht nur für Ballsport oder Volksmusik ist die Großraumhalle an Triers nördlichem Einfalltor tauglich, wie sich bereits mit der Nachmittags-Veranstaltung zeigt. Zirkusatmosphäre breitet sich am Samstag in der Arena aus. Denn das rechteckige Innere der Halle ist auf der Größe einer Basketballfläche mit einer weichen Quarzsandmischung ausgelegt.Drei Stunden hohe Schule

Auf ihr zeigen emsig trabende Pferde in fast drei Stunden mit ihren Reitern die Hohe Schule der Reitkunst und fantasievolle Showelemente. Barockrassen wie Andalusier, Lusitanos, Friesen, Kladruber oder Lippizaner sind mit von der Partie, aber auch in Europa seltene Rassen wie Westernpferde und Menorquins sowie flinke Ponys und feurige Araber. Und ein Esel, dem zur Gaudi des Publikums mittels eines vor ihm baumelnden Möhrenbündels Beine gemacht werden. Eingebunden ist "Equi Magic - Magie der Pferdewelt" in eine recht dürre Rahmenhandlung, in der sich das Mädchen Antonia bei ihrem Wunsch nach einem Pferd in Traumwelten verliert. "Antonia hätte auch mal was sagen können", kritisiert die Zwölfjährige Gymnasiastin Katharina, schließlich hätten die beiden Darstellerinnen nur als Staffage gewirkt. Doch nur Moderator Stefan Krawcyk kommt zu Wort, der den roten Faden der Hintergrund-Geschichte zwischen den einzelnen Auftritten beständig aufgreift. Im Vordergrund der Vorführungen steht zunächst die klassische Pferdedressur, die in der Arena auf eine ganz andere als gewohnte Weise den Besuchern vermittelt wird. Denn sowohl Reiter als auch Akteure sind in aufwändige Kostüme gekleidet, für die die mittlerweile weltweit handelnde Geschäftsfrau Susanne Wilsmann - in Personalunion als Drehbuchautorin und Regisseurin - verantwortlich ist. 51 verschiedene Kostüme werden im Laufe der Veranstaltung gezeigt, die sich exakt an historischen Vorgaben orientieren. Oder der Fantasie entsprungen sind und für einen Augenschmaus sorgen. Gewänder aus dem Mittelalter oder der Renaissance, die meist aufgrund der angepassten Stoffbeschaffenheit auch für schwierige Reitvorführungen geeignet sind, werden im Laufe der Vorführung durch mächtige Fantasy-Kostüme getoppt - der Herr der Ringe lässt grüßen. "Eine Woche arbeiten vier Schneiderinnen an einem Modell", erklärt Wilsmann am Rande der Vorführung. Die Preise lägen zwischen 700 und knapp 3000 Euro pro Stück. Begeisternd wie die Kostüme sind die Reitvorführungen mit Piaffen und Passagen, die von namhaften Reitern wie Richard Hinrichs oder der frisch gebackenen Olympiasiegerin Heike Kemmer gezeigt werden.Sirtaki mit Paradepferd Albano

Ein gemeinsamer Sirtaki ihres früheren Paradepferds Albano und einem Pony sorgt für Belustigung ("Ist das süß!"), wobei den Gästen die Anstrengung für das Gebotene nicht verborgen bleibt. "Es ist gut für unseren Sport, sich in solchen Veranstaltungen zu zeigen", meint später die sympathische, lockere Kemmer, die nur mit der etwas kleinen Reitfläche in der Arena hadert. Eine ästhetische Luftakrobatiknummer (ohne Pferde), die Reitvorführung in völliger Dunkelheit in der Arena, Dressurabschnitte mit leuchtenden Fackeln und eine furiose Tanz-Einlage des zweifachen Steppweltmeisters Mikel Donnellan steigern merklich die Spannung der Zuschauer zum Ende der Darbietungen und führen zum anhaltenden begeisterten Applaus. Auch Hallenchef Wolfgang Esser ist zufrieden, mit "Equi Magic" eine etwas andere Unterhaltungs-Sparte erschlossen und damit neue Zuschauer gefunden zu haben. Eine "Art Weihnachtszirkus" stellt er bereits für das Ende dieses Jahres in der Arena in Aussicht.

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