Aus Fehlern lernen

Wer als künstlerischer Leiter ein Theater oder ein Festival neu übernimmt, hat das Recht, etwas auszuprobieren. Gerhard Weber hat bei den Antikenfestspielen davon reichlich Gebrauch gemacht. Nicht, weil er ein Musical aufgeführt hat.

Sondern weil er dieses Musical, statt in Ruhe als "Zweit-Produktion" die Akzeptanz zu testen, zum Aushängeschild und finanziellen Hätschelkind des Festivals machte. Ironie des Schicksals, dass ihn letztlich ausgerechnet die mit minimalem Budget produzierte Oper gerettet hat. Neue Konzepte sind eben nicht immer ein Allheilmittel. Was keineswegs heißt, dass stets alles beim Alten bleiben muss. Ob ein richtig gutes Musical Marke "Jesus Christ Superstar" dem Druck des Festspiel-Zugpferds standhalten würde, bleibt Spekulation. "Quo vadis" war zu schwach, um diese Frage abschließend beantworten zu können. Dass die Intendanz rasch gelernt und die Wiederaufnahmepläne in die Schublade gelegt hat, spricht für ihre Handlungsfähigkeit. Alles andere würde den guten Ruf der Festspiele aber auch endgültig ramponieren. Das Angebot fürs nächste Jahr klingt durchaus vielversprechend - wenn es denn wirklich so kommt. Aber es muss weiter darauf geachtet werden, dass die Finanzierung der Festspiele den "normalen" Theaterbetrieb nicht beeinträchtigt. Ansonsten lassen sich aus der Saison 2005 durchaus positive Impulse für die Zukunft ableiten. Tribünenaufbau, Bühnengestaltung, Tontechnik erreichten eine bislang ungekannte Qualität. Und zum ersten Mal in der Festspielgeschichte gab es eine Regen-Ausweichlösung, bei der sich das Publikum nicht um sein Erlebnis betrogen fühlen musste. Darauf lässt sich aufbauen. d.lintz@volksfreund.de

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