Aus Spargründen nicht zur Frankfurter Buchmesse
Frankfurt · Martin Suter (67), Schweizer Schriftsteller, sieht die eidgenössische Buchbranche wegen der Abkoppelung des Franken vom Euro in einer existenziellen Krise. Die Schweizer Verlage "können sich die Schweiz kaum noch leisten", sagte er am Freitag im Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und sprach von einem Scherbenhaufen der Politik.
Auch er selber schloss nicht aus, seinen Wohnsitz in ein Euroland zu verlegen. Verlage und Schriftsteller, die ihr Geld hauptsächlich in Euro verdienen, müssen beim Umtausch in Franken derzeit starke Verluste hinnehmen.
Der Diogenes-Verlag hatte in dieser Woche angekündigt, aus Spargründen im Herbst nicht zur Frankfurter Buchmesse zu kommen. Suter zeigte Verständnis für diesen Schritt: "Sie können sich denken, was es für ein ohnehin knapp kalkulierendes Unternehmen bedeutet, plötzlich 15 bis 20 Prozent weniger Einnahmen als kalkuliert zu haben", sagte er.
Suter, dessen jüngster Roman "Montecristo" sich mit der Welt der Finanzen und einem Bankenskandal befasst, machte auch die Schweizer Politik für die Krise der Buchbranche verantwortlich. Zwar habe die Regierung die Abschaffung der Buchpreisbindung als Fehler erkannt. Wirtschaftsliberale Strömungen hätten aber verhindert, dass der Beschluss rückgängig gemacht wurde. "Nun stehen sie betreten vor einem Scherbenhaufen." KNA