Aus dem Märchenbuch

Trier · Besser hätte im Theater Trier das neue Jahr nicht starten können: Eine Musikgala rund um den Komponisten und Dirigenten Robert Stolz, schwungvoll und kompetent musiziert und mit einer glänzenden Moderation.

 Die Solisten Guido Hackhausen und Joana Caspar starten mit dem Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Victor Puhl glänzend ins neue Jahr. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Die Solisten Guido Hackhausen und Joana Caspar starten mit dem Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Victor Puhl glänzend ins neue Jahr. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Trier. Perfekt! Barbara Ullmann erspart sich und dem Publikum im voll besetzten Trierer Theater alle unverbindlichen Conféren cière-Floskeln. Die Moderatorin lieferte in humorvoller Verpackung Inhaltsreiches über den Komponisten dieses Neujahrsabends: Robert Stolz - der vielseitige Komponist, der glänzende Dirigent, der Pionier des Musikfilms, der unpolitische und doch so entschiedene NS-Gegner und schließlich der Wiener, der auch in Berlin und New York Wiener blieb.
Vom "Märchenbuch Wien" soll er gesprochen haben, und an diesem Stolz-Abend behält die Wiener Klangseligkeit tatsächlich auch in den unterschiedlichsten Verpackungen ihre sehnsüchtige Eleganz.
Dafür sorgen Joana Caspars markanter Sopran, die warme Sopranlyrik von Evelyn Czesla und der solide Tenor des eingesprungenen Guido Hackhausen. Die liefern von "Im Prater blüh\'n wieder die Bäume" mit der entsprechenden Frühlingsstimmung über den Schlager "Ob blond, ob braun" bis zum Walzerlied "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" eine Schnur klingender Preziosen aus der Walzerhauptstadt.
Luftsprünge am Pult


Und dazu das Philharmonische Orchester der Stadt Trier! Generalmusikdirektor Victor Puhl schwingt heftig den Taktstock, vollführt gelegentlich Luftsprünge, verkriecht sich in Pianopassagen fast unter seinem Pult und strahlt eine Energie aus, die aufs Orchester überspringt. Da zwitschert die Piccolo, die Harfen-Glissandi rauschen, vorne rücken die Streicher an die Stuhlkante, und hinten formieren sich Holz und Blech zu humorvoller Markanz. Ein preußischer Beiklang mag dabei gewesen sein, aber der erspart dem Wiener Schwung nur die Wiener Tränenseligkeit. Standing Ovations und ein Reigen von Zugaben.
Dass die Sänger gelegentlich in den Instrumentalfluten untergingen, geht wohl auf das Konto des Komponisten. Der hat das Orchester so bläserstark arrangiert, dass es auch auf einem historischen Tonfilm-Streifen noch klingt.
Das Neujahrskonzert wird am Samstag, 5., und Sonntag, 6. Januar, in der Moselland-Halle in Bernkastel-Kues sowie am Sonntag, 13. Januar, in der Stadthalle in Merzig wiederholt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort