Auslese zum Geburtstag

Das Mosel-Musikfestival wird im kommenden Jahr 25 Jahre alt - und feiert sich mit einem Programm, das von Juni bis Oktober 56 Konzerte an 31 Spielstätten zwischen Koblenz und Schengen bietet. Vom großen Open-Air bis zum feinen Kammerkonzert ist alles vertreten.

Trier. Manchmal nimmt Intendant Hermann Lewen es ganz genau. Mit einem Sekunden-Countdown startete er gestern Mittag gleich nach der offiziellen Programm-Präsentation in Mainz den Kartenvorverkauf für die Jubiläums-Saison des Mosel-Musikfestivals.

Alle Tickets für alle Veranstaltungen, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft: Der alte Fuchs und Festspiel-Gründer weiß, wie wichtig professionelles Marketing ist, wenn man kalkulierte 16 000 Karten verkaufen will.

Programmlich hat sich Lewen einige Herzenswünsche erfüllen können. Mit der Deutschen Radio-Philharmonie kommt nach langem Werben der profilierteste Klangkörper im Südwesten zum Eröffnungskonzert am 5. Juni nach St. Maximin, im Gepäck Schumanns Requiem und einen Weltstar wie Tenor Christoph Prégardien. Dass Schumann seinen 200. Geburtstag feiert, würdigt an gleicher Stelle am 5. September auch der Trierer Konzertchor mit Star-Begleitung: Franz Grundheber interpretiert "Faust-Szenen".

Überhaupt spielen diesmal die großen Ensembles eine gewichtige Rolle. Das Concerto Köln kommt mit Bach und Rameau am 31. Juli ins Kloster Machern, das Landesjugendorchester zelebriert mit 80 Musikern eine "Sommer-Symphonie" im Innenhof des Kurfürstlichen Palais (14. August), wobei das Programm mit Tschaikowskys "Pathétique" nicht nur sommerliche Leichtigkeit verbreitet. Noch mehr Mitwirkende sind dabei, wenn am 3. Oktober im Dom Monteverdis Marienvesper mit dem Domchor und Gästen ertönt.

Einmal mehr betätigen sich die Festival-Macher als "Trüffelsucher" mit einer guten Nase für Talente auf dem Sprung nach ganz oben. Wie zum Beispiel der junge Cellist Johannes Moser, der am 9. Juli im Trierer Rokokosaal gemeinsam mit der Pianistin Ewa Kupiec auftritt. Oder den Rachmaninov-Spezialisten Dejan Lazic, der - kaum hatte das Moselfestival einen Blick auf ihn geworfen - für seine Arbeit am Flügel den "Echo-Klassik" erhielt (18. Juli, Rokoko-Saal). Oder dessen Klavier-Kollegin Khatia Buniatishvili, die als Einspringerin für Hélène Grimaud aus dem Stand in die Weltspitze sprang und am 29. August im Kloster Machern mit Chopin flirtet.

Neue Spielorte stehen natürlich auch auf der Agenda 2010: So wird das Landesmuseum am 30. Juli erstmals Schauplatz der "Nacht der alten Musik" mit der Lautten Compagney Berlin. Eine Grenz-Überschreitung wagt man auch: Im luxemburgischen Schengen wird am 18. September mit der "Hamburger Ratsmusik" des vor 25 Jahren dort geschlossenen Abkommens gedacht.

Natürlich gibt es nicht nur Klassik. Mit "Broadway Dreams" am 10. Juli auf der Moselbühne Kröv und einer Operetten-Gala am 16. Juli im Innenhof des Kurfürstlichen Palais (Moderator: Herbert Feuerstein) wird die leichte Muse bedient. Das Pasadena Roof Orchestra beswingt am 15. August ebenfalls den beliebtesten Open-Air-Innenhof der Region, am 20. August geben dort "Klazz Brothers & Cuba Percussion" ihre Visitenkarte ab, am 28. August soll dort eine Nacht des Fado das Publikum in den Bann ziehen.

Das Genre, das man gemeinhin "Kleinkunst" nennt, darf auch nicht fehlen. Aushängeschild ist der sarkastische Poet Hagen Rether, dessen Klavier-Kabarett am 27. August den Palais-Innenhof füllen soll. Ein großer Name aus Österreich gastiert mit der Chansonette Erika Pluhar am 3. September im Rokoko-Saal, bevor Kabarett-Klaviator Lars Reichow die Serie in der Mosellandhalle Bernkastel-Kues am 24. September abschließt.

Aus der Abteilung "ebenfalls lohnenswert": Die London Brass am 17. Juli im Palais-Innenhof, das Bach-Klavierduo Tal/Groethuysen am 25. Juli im Kloster Machern, der Lautist Edin Karamazov am 7. August im Rokokosaal, das geniale Vokal-Ensemble Amarcord am 22. August im Kloster Machern oder die "Acht Jahreszeiten" von Vivaldi und Piazolla mit dem "Quartetto furioso" am 17. September in Machern.

Auch Experimentelles steht diesmal auf dem Programm: Vom finnischen Tango mit "Saimaa" in der Saarburger Glockengießerei (27. August) über die "Lichtsinfonie" mit Orlando und den Unerlösten (11. September, St. Maximin) bis hin zur "Videospielemusik" mit dem jungen Pianisten Benyamin Nuss unter dem Titel "Piep, Fuup, Kloink" am 25. September in der Tufa.

Extra

Etat: 750 000 Euro, davon über 80 Prozent Zuschauer- und Sponsoren-Einnahmen. Träger: Die Moselland-Touristik und mehrere Landkreise, Verbandsgemeinden und Städte an der Mosel. Programm: komplett mit 56 Veranstaltungen online unter www.moselmusikfestival.de. Das gedruckte Heft kann unter 06531/3000 bestellt werden. Tickets auch in den TV-Servicecentern Trier, Bitburg, Wittlich oder per Hotline 0651/7199-996. Ermäßigungen, neu per Last-Minute-Studi-Azubi-Ticket oder Schnupper-Abo.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort