Authentisch, großartig

Mit der Dommusik Trier, dem Kultursommer Rheinland Pfalz, pueri Cantores und dem Mosel Musikfestival hatte das Chorkonzert "Very British" im Trierer Dom gleich vier Veranstalter. Zu Gast war ein restlos überzeugender Caius College Choir aus Cambridge.

Trier. (gkl) Sie können es einfach, die Chöre der britischen Inseln. Sie können sich perfekt auf Räume mit schwieriger Akustik einstellen. Sie arbeiten mit der Akustik und verhindern, dass die Akustik gegen sie arbeitet. Ein mustergültiges Beispiel hierfür war das Konzert des Caius College Choir aus der berühmten englischen Universitätsstadt Cambridge im Trierer Dom.

Magnificat schafft eigene Atmosphäre



Gerade einmal 24 junge Sängerinnen und Sänger, die das Publikum im fast voll besetzten Trierer Dom mitnahmen auf eine Reise durch die britische Welt der Chormusik, angefangen im 16. Jahrhundert bis in unsere Tage. Zugegeben, die Musik eines John Tavener, eines William Byrd oder auch eines William Harris ist für Kathedral-Akustik geschrieben. Trotzdem aber muss man mit diesen Gegebenheiten erst einmal umgehen können, um das Magnificat eines William Turner oder "O pray for the peace of Jerusalem" von Herbert Howells zu einem Beitrag werden zu lassen, in den man sich versenken kann. Eine Darbietung, die den Zuhörer umfängt und entführt in eine ganz eigene Atmosphäre, deren Wirkung man sich kaum entziehen kann. Die Anzahl der bestehenden Vokal-Ensembles in Cambridge ist gewaltig. Der Caius Choir nimmt hier unter der Leitung von Geoffrey Webber eine Spitzenstellung ein, von deren Rechtmäßigkeit man sich im Trierer Dom überzeugen konnte.

All die Attribute, die man so manchem Chor wünschen würde, hier waren sie vertreten. Exzellente Intonationsreinheit, saubere, akzentuierte Aussprache, ein kultiviertes prägnantes Forte ebenso wie ein fragiles, dennoch aber präsentes, scheinbar aus einer anderen Welt kommendes Pianissimo. Das Ganze gepaart mit ausgereifter musikalischer Interpretation, die einen beredten Einblick in die britische Chorkultur der Musica sacra gewährte. Zu dieser Kultur gehört auch die Orgel, die, anders als oftmals auf dem Kontinent, nicht nur eine begleitende Funktion hat.

Auch in Trier konnte man erleben, welch eigenständige Rolle dem Instrument, gespielt von den Chormitgliedern David Ballantyne und Matthew Fletcher, zukommt, wie es den Chorklang ergänzt und bereichert. Webber konnte es sich problemlos leisten, mit "For lo, I rise up" von Charles Stanford, den Abend mit einem Werk zu beenden, das im Piano schloss. Er und sein Chor brauchten kein effektgeladenes Finale, um das Publikum zu begeistertem Applaus zu bewegen. Was die Engländer anboten, war überzeugend, authentisch und brauchte um den minutenlangen Beifall nicht zu bangen.

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