Böses Nachtreten aus Luxemburger Orchesterkreisen

"Samson und Dalila ertrunken", so titelt das Luxemburger Kulturmagazin "Pizzicato" in einem gnadenlosen Verriss der Antikenfestspiele. Das Amphitheater akustisch völlig ungeeignet, die Inszenierung "armselig", das Konzept "albern", das Resultat "ausgesprochen mager". Kein Grund zur Aufregung, wäre der tobende Rezensent nicht ausgerechnet der Pressechef der Luxemburger Philharmoniker.

Trier. Die Gastspiele des "Orches tre Philharmonique de Luxembourg" (OPL) bei den Antikenfestspielen waren nie sonderlich vom Glück begünstigt. Während andere Gast-Orchester aus Nancy, München oder Budapest ihre Vorstellungen trotz häufiger Wetter-Probleme stets zu Ende brachten, fuhr der Klangkörper aus der Nachbarstadt immer mal wieder unverrichteter Dinge nach Hause. Nach drei Abbrüchen bei "Samson und Dalila" im Juni schien die Stimmung recht frostig, obwohl man sich wechselseitig keine Vorwürfe machte. Aber hinter den Kulissen klang an, dass das Orchester eine bessere Wetter-Prävention erwartete, während man sich auf Trierer Seite etwas mehr Geduld bei den Musikern gewünscht hätte.Die Sache schien aber schiedlich-friedlich abgegangen, bis die September-Ausgabe von "Pizzicato" erschien, einem kleinen Luxemburger Klassik-Magazin. Dort wurden die Festspiele abgewatscht, dass es nur so rauschte. Das Trierer Amphitheater habe "offensichtlich keinerlei akustische Qualität", hieß es da, und das ganze Festspiel-Projekt gehöre "zurück in die Schublade", es sei denn, man installiere ein teures, aber effektives Klangsystem. Halbwegs gut weg kam eigentlich nur der Luxemburger Ausstatter François Valentiny ("seine Ideen spickten die Produktion"), Regisseur Schildknecht hingegen kassierte für seine "konzeptionell außerordentlich armselige Regie" ebenso Schelte wie für die "alberne Idee, die Sänger zwischen 20 und 50 Metern voneinander entfernt zu platzieren". Fazit: Es habe wehgetan, Sänger und Orchester "in ein solches Abenteuer verwickelt zu sehen, das ihnen großen Einsatz für ein klägliches Resultat abverlangte". Verantwortlich für das Debakel seien "alleine die Organisatoren der Antikenfestspiele". Kritiker entpuppt sich als Pressechef des Orchesters

Trotz der heftigen Tonart würde die Prügel aus dem Ländchen kaum Nachhall gefunden haben, wäre da nicht das Autorenkürzel "RéF". Es steht für Rémy Franck, Leiter von "Pizzicato", aber auch und vor allem "Attaché de presse et responsable de la communication artistique" bei den Luxemburger Philharmonikern - also Pressechef genau jenes Orchesters, dessen Schicksal er so wortreich bedauert. Dabei hatten Orchester-Direktor Olivier Frank und der damalige Manager Gilles Lebure noch im Februar geschwärmt, das Amphitheater sei "ein fantastischer Ort, an dem die Oper dahin zurückkehrt, wo sie ihren Ursprung hat".Selbst für Luxemburger Presseverhältnisse dürfte es ungewöhnlich sein, dass ein Kritiker über Produktionen schreibt, bei denen sein künstlerischer Brötchengeber maßgeblich mitwirkt. Wie das OPL diese Merkwürdigkeit sieht, war nicht zu erfahren - man ist noch bis nächste Woche in den Sommerferien. Schwer vorstellbar aber, dass es nach dieser Schelte, die sich auch ausdrücklich gegen die Organisation der Festspiele richtete, in absehbarer Zeit eine gedeihliche Zusammenarbeit geben könnte.

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