Bach, wie ihn keiner kennt

Luxemburg · Ein Orgelkonzert der ganz anderen Art, die Jungstars Alice Sara Ott und Francesco Tristano, das Emerson-Streichquartett, Leipzigs Gewandhausorchester - da häufen sich die konzertanten Verlockungen. Vielleicht zeichnet sich in der Programmgestaltung der Philharmonie für den Februar sogar eine neue Tendenz ab.

Luxemburg. Klar, die großen Orchester gehören zur Grundausstattung eines Philharmonie-programms. Im Februar erscheint in Luxemburg das Gewandhausorchester Leipzig unter Riccardo Chailly mit Mendelssohn und Mahler sowie dem Solisten Julian Rachlin auf dem Podium (9. Februar). Das Orchestre Philharmonique lässt sich in diesem Monat dreimal hören - mit der Musik zum Kultfilm "Matrix" (1. Februar, 16 Uhr), mit seinem traditionellen Benefizkonzert für das Rote Kreuz (6. Februar) und in der Reihe "Aventure+" mit einer musikalischen Feier zum chinesischen Neujahrsfest. Zu hören sind dann Kompositionen aus dem Reich der Mitte (27. Februar, 19 Uhr). Das Orchestre de Chambre ist mit Mozarts herrlicher Sinfonia concertante dabei (1. Februar, 17 Uhr), und die Solistes Européens lassen sich immerhin durch ein Duo mit Oboe und Klavier vertreten (9. Februar).
Traditionsveranstaltungen bleiben indessen in der Minderzahl, und vielleicht hat das nicht nur mit dem Problem gefüllter Terminkalender zu tun. Da zeichnet sich eine Tendenz ab - weg von der Repräsentation und hin zu mehr Originalität.
Komponist und Organist Thierry Escaich, dessen Orgelkonzert vergangenen Dezember in der Trierer Konstantinbasilika allgemein mit Wohlgefallen bedacht wurde, hat sich mit dem Akkordeon-Virtuosen Richard Galliano zusammengetan. Sie spielen Bach, wie ihn wahrscheinlich keiner kennt: Sätze aus seiner "Kunst der Fuge", Orchestermusik in der Fassung für Orgel und/oder Akkordeon, eins seiner Orgelkonzerte mit einer kommentierenden Improvisation anschließend, außerdem Astor Piazzolla und eine ganz moderne "Fuga y misterio". So spannend wird ein Orgelkonzert nur selten (5. Februar).
Auch die übrigen Veranstaltungen appellieren an musikalische Entdeckerfreuden. Das Emerson-Streichquartett hat mit Bachs Kunst der Fuge und Beethovens Quartett op. 132 zwei gewichtige Spätwerke im Gepäck, und der angesehene Luxemburger Komponist Claude Lenners liefert dazu die Erläuterung - leider nur auf Französisch (26. Februar).
Die Jung-Klavierstars Alice Sara Ott und Francesco Tristano überraschen mit Ravel, Debussy und Strawinsky in unterschiedlichen Arrangements, darunter das "Sacre" in einer Version für zwei Klaviere. "Scandale" heißt ihr Programm, und sie haben dabei auch eine Komposition von Tristano untergebracht (25. Februar).
Für den Big-Band-Sound von "Jazz à la Philharmonie" haben sich die Luxemburger Philharmonie und das neue Konzerthaus in Paris verbunden (11. Februar). Und beinahe überrascht es, in dieser Umgebung Barockmusik von Arcangelo Corelli zu entdecken. "The Bread of Life" heißt die Veranstaltung, und die Ausführenden tarnen sich mit dem Namen "Gli incogniti - Die Unerkannten" (3. Februar). mö
Beginn der Konzerte, wenn nicht anders angegeben: 20 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 00352/2632 2632.
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