Barockes Feuerwerk

TRIER. Kaum sind die internationalen Orgeltage im Trierer Dom verklungen, gehen die Orgelkonzerte in der Konstantinbasilika an den Start und versprechen genauso interessant zu werden. Die Eröffnung des Reigens übernahm Kantor Martin Bambauer.

Merkwürdig ist wohl der richtige Ausdruck, wenn man das Eröffnungskonzert in der Konstantinbasilika charakterisieren will. Merkwürdig und seltsam, aber, wohlverstanden, im positiven Sinne der Worte. Was Kantor Martin Bambauer seinem Publikum bot, ließ aufmerken, gab eine seltene Einsicht in die Fähigkeiten des Solisten und die Klangmöglichkeiten der Schukeorgel.Fast schon gewöhnlich muteten Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge D-Dur, BWV 532, und die Triosonate G-Dur, BWV 530, an - im Vergleich zu den anderen Werken, die sich noch auf dem Programm fanden. Beide Kompositionen wiesen Bambauer als einen ausgezeichneten Techniker aus, der sich intensiv mit Bachs Intentionen auseinandergesetzt hat. Tempomäßig gestaltete er die Triosonate springlebendig. Nur ein klein wenig schneller, und es wäre ein ausdrucksloses Gehusche geworden. So aber war es ein barockes Feuerwerk der Tonkunst.Schon häufig hat Bambauer in seinen Konzerten gezeigt, dass in seinem Instrument mehr steckt, als die Registerzusammenstellung auf den ersten Blick vermuten lässt. Insbesondere im romantischen und auch symphonischen Bereich lotet er immer wieder die Möglichkeiten der 30 Stimmen aus und bringt Erstaunliches zutage. Diesmal war es die "Partita Retrospettiva", die Komposition op. 151 von Sigrid Karg-Elert, mit der es ihm gelang, einiges Erstaunen auf die Gesichter seiner Zuhörer zu zaubern. Man kann sagen, solch ein Werk, geschrieben für ein mindestens dreimanualiges Instrument, hat auf den zwei Tastenreihen der Basilikaorgel nichts zu suchen. Sicherlich muss man auch gewisse Abstriche machen, was das Klangerlebnis angeht, insbesondere durch das fehlende Schwellwerk, und Bambauer ging hier an die Grenzen des Machbaren.Andererseits konnte er durch diese Partita sein feines Gespür für die Interpretation Karg-Elerts und auch seine teilweise schon raffinierte Kunst des Registrierens unter Beweis stellen. Durch geschickten Stimmenwechsel glich er die fehlenden Attribute seines Instrumentes auf sehr interessante Weise aus. Ebenfalls ein Kompliment hat sich auf diesem Wege Wolfgang Valerius verdient, der als akkurater Registrant Bambauer zur Seite stand. Hoch verdient war der sehr lange Applaus, mit dem beiden Akteuren gedankt wurde. Solist des nächsten Konzertes am 9. Juli um 20.30 Uhr ist der Mönchengladbacher KMD Viktor Scholz. Er wird die Musik des Frühbarock (Matthias Weckmann, Franz Tunder) den Werken von u.a. Joseph Jongen, Léon Boëllmann und Hermann Schroeder gegenüber stellen. Nähere Infos unter www.trierer-orgelpunkt.de

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