Begegnung zweier Welten

Es dürfte das ungewöhnlichste Sinfonie-Konzert werden, das je eine Trierer Spielzeit eröffnet hat: Klassik trifft Jazz, die Trierer Philharmoniker musizieren mit acht hochkarätigen Solisten aus einem ganz anderen musikalischen Kosmos.

Trier. Von Thomas Schmitt und seinem Jazzclub "Eurocore" ist man eine Menge gewöhnt, was Spitzen-Veranstaltungen angeht. Aber das hatte er in seinen drei Jahrzehnten als Jazz-Veranstalter auch noch nicht zu bieten: Die Begegnung zweier musikalischer Welten, und das nicht nur im Trierer Theater, sondern auch im Konzertsaal des Luxemburger Konservatoriums. Die Kulturhauptstadt macht's möglich. "Two worlds, one music" ist das Konzert programmatisch überschrieben. Praktisch sieht das so aus: In der ersten Hälfte spielen die Trierer Philharmoniker unter der Leitung von GMD Istvan Dénes mit Edward Elgars Ouvertüre "In the south" und Griegs Klavierkonzert in a-moll (Solistin: Katrin Reifenrath) zwei klassische Schmankerl. Nach der Pause übernimmt dann der legendäre Londoner Komponist Michael Gibbs den Stab, um Jazz-Perlen zu zelebrieren, die er selbst für großes Orchester und acht Solisten arrangiert hat. Stücke von Sting und Joni Mitchell sind dabei ebenso vertreten wie Eigenkompositionen aus den Reihen der Solisten, die von dem Trompeter Ulrich Beckerhoff angeführt werden.Was Beckerhoff, seit langen Jahren Kopf des internationalen Trierer Jazz-Workshops, mitbringt, ist Jazz-Elite der ersten Kategorie: Die Sängerinnen Norma Winstone und Maria Pia de Vito, den Saxofonisten Matthias Nadolny, den Pianisten Glauco Venier, den Bassisten Gunnar Plümer, den Gitarristen Peter O' Mara und den Schlagzeuger Bruno Castelluci. Vier veritable Musik-Professorentitel zieren die Solo-Riege. "Lauter namhafte Leute", sagt die Cellistin Ursula Heckmann vom Trierer Orchestervorstand, der das Projekt von Anfang an unterstützt hat. Für die meisten Klassiker sei das "eine spannende Abwechslung", auch wenn "einige von uns auch sonst eine Affinität zum Jazz haben".Für Jazzer was Besonderes

Zu den "einigen" gehört der Geiger Daniel Poschta, selbst auch schon mal im jazzigen und experimentellen Fach zu Hause. Er freut sich auf die beiden Konzert-Abende, "weil ich da mit diesen tollen Leuten zusammenspielen kann, die ich sonst nur als Zuschauer kenne". Gespannt ist Poschta vor allem auf die Arrangements, die die Musiker bis dato noch nicht kennen. Auch Kollege Peter Kasper, mit seinem Kontrabass gelegentlich auf Jazz-Ausflügen, ist "total gespannt darauf, mit Leuten zu spielen, die's wirklich können". Auf der Gegenseite ist die Stimmung ähnlich: "Mit einem kompletten Sinfonie-Orchester spielen zu dürfen, ist für Jazzer etwas ganz Besonderes", freut sich Beckerhoff. Man wolle erreichen, "dass die Philharmoniker nicht nur einen Klangteppich für die Solisten legen, sondern richtig mit uns gemeinsam musizieren". Wie sich das am Ende anhört, weiß noch niemand. Erst bei den Endproben in der kommenden Woche entsteht ein komplettes Klangbild. Dann wird auch Michael Gibbs anreisen, der ansonsten für und mit Weltstars wie Sting, Peter Gabriel oder Whitney Houston arbeitet und etliche Film- und Fernseh-Soundtracks komponiert hat. "Two worlds, one music" am 20. September im Theater Trier und am 21. September im Konservatorium Luxemburg. Infos unter www.jazzclub-eurocore.de. Karten für das Konzert in Trier unter 0651/7181818.

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