Begnadeter Virtuose

Guter Jazz kommt aus englischsprachigen Ländern. Meint man. Stimmt aber nicht. Auch die Franzosen haben hier manches zu bieten, wie der Flötist Hervé Meschinet im Jazz Club Wittlich problemlos unter Beweis stellte.

 Ein großer Jazzflötist aus Frankreich: Hervé Meschinet im Jazz Club in Wittlich. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Ein großer Jazzflötist aus Frankreich: Hervé Meschinet im Jazz Club in Wittlich. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Wittlich. (gkl) Zuhörerzahlen sagen nicht unbedingt etwas über die Qualität der Künstler aus, die ein Konzert gestalten. Diese Erfahrung musste auch der Jazz Club in Wittlich machen, als er den französischen Flötisten und Saxophonisten Hervé Meschinet zu Gast hatte. Bedauerlich viele Stühle waren im Hotel Lindenhof leer, als Meschinet zusammen mit dem Pianisten Remi Toulon, dem Bassisten Christophe Levan und dem Schlagzeuger Christophe Bras auf die Bühne kam. Es spricht aber für den Club, dass er auch Formationen einlädt, die zumindest in Deutschland weniger bekannt sind. Die Besucher wurden jedenfalls belohnt. Schon vor dem ersten Stück konnte man feststellen, dass hier Profis am Werk waren. Meschinet stimmte sein Saxophon, eine Szene, die man nur selten bei Jazzkonzerten erleben kann. Meschinet ist ein begnadeter Virtuose. Auch in Wittlich konnte er sein Saxophon lachen und weinen lassen, konnte es herrisch und dominant, aber auch anschmiegsam sein. Großartig. Sein eigentliches Instrument aber ist die Querflöte. Ganz egal, ob en miniature mit der Piccolo, in tiefer Lage mit der Altflöte oder aber mit der normalen C-Flöte. Meschinet beherrscht sie, brilliert auf ihnen mit allen erdenklichen Techniken. Der beste Solist kann aber nur dann glänzen, wenn seine Partner ebenbürtig sind. Das konnte man in Wittlich nicht in Abrede stellen. Besonders stach dabei Toulon hervor, der für den erkrankten Alfio Origlio eingesprungen war. Sein sensibles Spiel hatte einen nicht zu vernachlässigenden Anteil am Erfolg des Abends. Weniger erfreulich war die Tatsache, dass der Tonmeister offensichtlich der Meinung war, die meisten Besucher der Konzerte hätten einen Hörschaden. Ein bisschen mehr Sensibilität an den Lautstärkereglern wäre hier nicht schlecht.

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