"Berlin war gestern … es lebe die Kunsthauptstadt Trier"

Mit seinen Tufa-Chefs war er offensichtlich zufrieden. Jedenfalls fällt der Streik aus, wie ein Plakat gleich am Eingang verkündet. Laas Koehler geht zum Saison-Ende als Schichtarbeiter, als Kunst-Aktivist will der Berliner künftig in Trier allerhand bewegen.

 Laas Koehler werkelt seit Frühsommer in der Tuchfabrik Trier. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Laas Koehler werkelt seit Frühsommer in der Tuchfabrik Trier. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" - falsch, das ist kein Spruch von Laas Koehler - könnte es aber sein. Was Karl Valentin als Komiker spaßig auf den Punkt gebracht hat, hält auch den Berliner Künstler und neuerdings Wahltrierer auf Trab. Dass er sich diese Saison als "Schichtarbeiter" in der Tufa verdungen hat, rührt nicht nur vom Kultursommer-Thema "Arbeitswelten" und seiner Arbeitsstelle "Tuchfabrik". Der gelernte Pädagoge aus der Bundeshauptstadt will was bewegen, und dafür ist er bereit, ganz schön zu malochen. "Berlin war gestern ... es lebe die Kunsthauptstadt Trier" heißt, kurz gefasst, sein Programm wie seine aktuelle Ausstellung. Dazu hat er gleich mal ein Kunst-Kombinat Trier gegründet.

Das ist vorerst allerdings kaum mehr als eine Art künstlerische Nachbarschaftshilfe, wenn es darum geht, Ausstellungen, Bildertransporte und notwendige Getränke zu organisieren. "Ich will Brücken bauen", sagt der Künstler, ein Lebensmotto, das ein Berliner wohl schon mit der Muttermilch einsaugt. Ganz Berliner ist der Mann aus Pankow auch mit seinem Vorsatz, Mauern abzubauen. In seiner aktuellen Tufa- Schau sind es die vermeintlichen Mauern zwischen den Trierer Kunstvereinen.

Wobei Koehlers "Kunstmäuerchen" selbst Veteranen leicht übersteigen können, um seinem neuen "Come together" zu folgen. Natürlich meint der 35-Jährige das mit "Berlin gestern" nicht wirklich wörtlich. "Immer mal wieder Berlin" - vorzugsweise mit dem Zug besucht, um zu zeichnen - gehört weiterhin dazu. Und was soll das schon mit der Großstadtluft? Man muss nur genau hinschauen, und schon entdeckt man, was der Titel seiner Fotoreihe verspricht: "Das Meer ist überall". Wobei die Mosellandschaft dem Künstler guttut: "Ich kann hier wieder schlafen, Luft holen und in Ruhe arbeiten. "Neue Heimat" heißt folgerichtig eine seiner Serien, so eine Art Rückwärts-Puzzle, in dem er verinnerlicht, was Heimat werden soll. Hintergründig ist er sowieso, aber bisweilen kann der gut gelaunte und umtriebige Mann auch mal richtig bissig sein, wie in seiner gelungenen Polit-Serie "Meist ändert sich nur die Farbe". Künftig will Koehler jedenfalls mal richtig das Trierer Kunstleben aufmischen. Zuvor gibt es zur Finissage noch die Produkte aus seiner "Nebentätigkeit als Winzer" zu ersteigern: Weinflaschen vom Weingut Laas. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht mit Koehlers Brückenbau und Kunstkombinat.

Finissage: der Ausstellung "Berlin war gestern" 21. September, 15 Uhr, Tufa mit Spezialprogramm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort