Bestandene Orgelprobe

Erstmals haben die Internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz Station in der Stiftskirche in Pfalzel gemacht. Das hier ein besonderer Edelstein im Trierer Orgelmosaik zu finden ist, belegte der Dresdener Kathedralorganist Hansjürgen Scholze.

 Der Dresdener Kathedralorganist Hansjürgen Scholze hat im Rahmen der Internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz an der Orgel der Pfalzeler Stiftskirche gespielt. Die Festwochen haben erstmals Station in der Trier er Kirche gemacht. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Der Dresdener Kathedralorganist Hansjürgen Scholze hat im Rahmen der Internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz an der Orgel der Pfalzeler Stiftskirche gespielt. Die Festwochen haben erstmals Station in der Trier er Kirche gemacht. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. (gkl) 1732 spielte Johann Sebastian Bach, das ist geschichtlich belegt, seine "Dorische Toccata und Fuge", BWV 538, anlässlich einer Orgelprobe in Kassel. Im Rahmen der Internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz erklang dieses Werk noch einmal, diesmal gespielt von Hansjürgen Scholze, dem Organisten der Dresdener Hof- und Kathedralkirche. Wäre es, wie bei Bach, eine Orgelprobe gewesen, das Instrument hätte ohne Einschränkung bestanden. Wieder einmal belegte dieses Instrument, dass es, richtig gespielt, zu den schönsten der Orgelregion Trier gehört. Runde, satte Flöten, prägnante, manchmal etwas kecke Zungenstimmen und ein strahlendes Pleno, dazu ein angenehm atmender Wind, der dem Klang eine faszinierende Lebendigkeit verleiht — das alles verleiht dieser Orgel eine nicht zu überhörende Einzigartigkeit.Maßgeschneiderte Werke für die Metzler-Orgel

Neben den Bachschen Noten hatte Scholze noch das Magnificat D-Dur des französischen Barockmeisters Jean-Francois Dandrieu, zwei Choralvorspiele von Gottfried August Homilius und eine opulente Variationsfolge über ein kurzes Thema, die Johann Schneider zugeschrieben wird, in seinem Gepäck — alles Werke, die von ihrer Entstehungszeit her maßgeschneidert für die Metzler-Orgel sind. Gewissermaßen als Reverenz an seine Heimat hatte Scholze aber auch die pikante, sehr inspirierende "Hommage à Gottfried Silbermann" des 1942 geborenen Rainer Lischka mitgebracht. Schließlich ist Scholze Organist an der einzigen erhaltenen Silbermannorgel in der sächsischen Metropole.Bei Homilius und Schneider, die beide schon deutlich dem eleganten Stil zugewandt sind, nutzte Scholze die Möglichkeiten, das große klangliche Farbspektrum des Instruments auszuloten, belegte aber gleichzeitig, dass er als Techniker ein gediegener Handwerker ist. Lediglich bei Dandrieu hätte man sich doch ein wenig mehr Einfallsreichtum in der Interpretation gewünscht. Das als Suite konzipierte Magnificat kam doch ein wenig arg brav und bieder daher. Publikum würdigt Interpreten mit langem Applaus

Mit diesem Konzert, für das der Interpret verdientermaßen einen langen und überaus herzlichen Applaus erhielt, meldete sich ein Instrument zu Wort, das, vielleicht durch seine Randlage, viel zu wenig Beachtung im Gesamtklang der Orgelstadt Trier erhält. Schade.

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