Beste Zutaten: Wasser, Matsch und Sand

Spielen ist kein "Kinderkram", sondern beim Spielen lernen die Kinder - und das sozusagen nebenbei. Auf dieser Seite stellt der TV Informationen darüber zusammen, worauf es beim richtigen Spielen ankommt.

 Spielen im Sand hat viele Vorteile: Es macht Spaß und fördert nebenbei die Motorik und Sinneswahrnehmung. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Spielen im Sand hat viele Vorteile: Es macht Spaß und fördert nebenbei die Motorik und Sinneswahrnehmung. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bitburg. Das Wunderbare am Spielen ist ja, dass es nicht nur Freude macht, man kann auch noch etwas dabei lernen. Daher fordern Menschen, die sich mit der kindlichen Entwicklung beschäftigen: Es muss mehr gespielt werden! Und zwar richtig!Den Eltern fehlt es an Zeit, den Kindern an Geschwistern oder anderen Spielkameraden. Das Resultat ist, dass viele Spieltraditionen nicht mehr weitergegeben werden. Dieses Fazit ziehen die drei Bitburger Logopäden Claudia Jeitner, Stephan Duplang und Dirk Piepho sowie die Ergotherapeutin Maria Heckel aus ihrem Praxisalltag. Negative Begleiterscheinungen der untergehenden Spieltradition sind Entwicklungsverzögerungen - sei es motorisch, sprachlich, in den Sinneswahrnehmungen oder der Konzentrationsfähigkeit. Dabei wäre an das probate und beliebte Gegenmittel so leicht ranzukommen: Statt den Daumen beim Gameboy-Spielen zu trainieren, könnte beispielsweise beim Spiel "Kofferpacken" die Sprachentwicklung unterstützt werden. Ein Spieler nennt einen Gegenstand, den er in seinen Koffer packt, der nächste muss sich diesen merken und einen weiteren hinzufügen. "Das Spiel trainiert die Merkfähigkeit und das Sprechen im ganzen Satz", sagt Claudia Jeitner. Sie betont, dass Spielen kein "Kinderkram" ist. "Kinder lernen beim Spielen - und das sozusagen nebenbei." Sie und ihre Kollegen Stephan Duplang, Dirk Piepho und Maria Heckel haben eigens eine Broschüre für Eltern erstellt, in der sie Spiele-Tipps geben, ausgerichtet auf Kinder zwischen vier und sechs Jahren. Spiele von "Geräusche raten" und "Einfädeln und Knöpfen" über "Die Flugreise" bis zu den "Kirchturmglocken". Das Schöne daran: Für sämtliche Spiele braucht man ausschließlich Requisiten, die sowieso in jedem Haushalt vorhanden sind. Die vier Experten sind sich einig: "Eine kindgerechte Förderung bedeutet nicht, dass Kinder möglichst früh Lesen, Schreiben, Rechnen oder Englisch lernen, sondern dass sie vielfältige Erfahrungen sammeln." Dazu müssen sie ausprobieren und experimentieren, wofür sie Spielräume und Spielpartner benötigen. Nichts ist anregender als das Spielen in der Natur, davon ist Dirk Piepho überzeugt. "Holz, Stein, Gras, Wasser, Matsch - wunderbare Erfahrungen. Wer die Welt erforscht, muss sich auch mal schmutzig machen dürfen." Nicht nur die Sinne schult das Spiel in der Natur, sondern auch die Motorik. Ob durch Laufen, Klettern, Springen, Balancieren, Fangen und Versteckspielen. Für die Feinmotorik gibt es andere Spiele: "Die Bewegung der Hände, Finger und Füße werden durch Malen, Kneten, Schneiden, Im-Sand-Spielen trainiert", nennt Stephan Duplang einfache spielerische Tätigkeiten mit großer Wirkung. Das Spielen kann noch mehr: "Es ist das optimale Mittel zur Konzentrationsförderung", sagt Ergotherapeutin Maria Heckel, denn es entspannt. Bei all den "förderlichen Hintergedanken" beim Spielen sollte aber eines nie vergessen werden: "Spielen soll zunächst einmal Spaß machen." extra Spielregeln zum Spielen: Kinder brauchen Platz zum Spielen! Das kann auch die Küche oder das Badezimmer sein. Kinder brauchen Zeit zum Spielen! Das heißt, Kinder dürfen nicht jeden Tag Termine haben. Kinder brauchen Ruhe zum Spielen! Jede Unterbrechung stört die Konzentration. Kinder haben ihr eigenes Tempo! Nicht drängen! Kinder brauchen nicht viel Spielzeug! Sie können mit fast allen Gebrauchsgegenständen spielen. Vorsicht vor Reizüberflutung. Kinder sind kreativ! Sie verändern gerne den ursprünglichen Spielsinn. Ausprobieren lassen! Kinder brauchen Lob! Nicht ständig darauf aufmerksam machen, wenn etwas falsch oder unvollständig ist. Kinder brauchen andere Kinder! Kinder lernen beim Spielen voneinander. (sys) (Quelle: Informationsbroschüre "Kinder spielend fördern" von Claudia Jeitner, Stephan Duplang, Dirk Piepho und Maria Heckel) Extra Spielefest: Am Sonntag, 15. Juni, laden die genannten Experten Kinder zu einem kostenlosen Spielefest mit Erlebnisparcours ein. Interessierten bietet sich parallel die Möglichkeit, sich bei Fach-Vorträgen zu informieren, wie sie Kinder spielerisch fördern können, ohne sie zu überfordern. Die Veranstaltung auf dem Gelände des Autohauses Hess in Bitburg dauert von 10 bis 17 Uhr. Mit dabei: die TV-Leseratte Lucky und die Erste-Hilfe-Handpuppe Paula des DRK sowie Kindertanzgruppen aus der Region. (sys)

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