Bilder einer versachlichten Welt

Die "Neue Sachlichkeit" im Fokus: Eine gleichermaßen reizvolle wie spannende Fotoschau präsentiert das Georg-Meistermann-Museum in Wittlich mit seiner neuen Ausstellung ab Sonntag, 13. September.

Berühmter Fotograf: Albert Renger-Patzschs „Manihot utilitatissima" und andere Werke sind in der Fotoausstellung im Georg-Meistermann-Museum zu sehen. Foto: Museum courtesy Sammlung photonet Wiesbaden

Berühmter Fotograf: Albert Renger-Patzschs „Manihot utilitatissima" und andere Werke sind in der Fotoausstellung im Georg-Meistermann-Museum zu sehen. Foto: Museum courtesy Sammlung photonet Wiesbaden

Wittlich. (er) Wie hierzulande Fotografen die Welt im Licht der "Neuen Sachlichkeit" sahen, erhellt eindrucksvoll die neue Ausstellung im Georg-Meistermann-Museum. Die gleichnamige Kunstrichtung, die - quasi als Gegenbewegung - seit 1920 auf Kunstströmungen wie Kubismus und Expressionismus reagierte, fand ihren bildnerischen Ausdruck auch in der Kunst aus Licht und Zeit - allen voran im Werk des Fotografen Albert Renger-Patzsch.

Der Dozent an der Essener Folkwang Schule, dessen Arbeiten in Wittlich auch zu sehen sind, ist einer der wichtigsten Repräsentanten der neuen Richtung. Zu den großen Wegbereitern der "versachlichten" Weltsicht gehört zudem das legendäre Weimarer Bauhaus, das entscheidenden Einfluss auch auf einen Großteil der im Museum versammelten Fotografen ausübte.

Die gezeigten Bilder sind allesamt Leihgaben der Wiesbadener Galerie "photonet", deren Bestand an historischen Fotos besonders interessant ist. Neben dem lohnenden Wiedersehen mit angesehenen Fotografen wie Fritz Kühn, Werner Mantz, August Kreyenkamp, Max Baur, Al fred Erhardt, Theodor Ballmer, Eberhard Schrammen oder Walter Hege geben die qualitativ hochwertigen Fotos auch einen eindrucksvollen Einblick in ein Stück wegweisender Fotogeschichte.

Überhaupt ist es dieser Blick auf ein Stück belichteter Vergangenheit, der diese Schau so ergiebig und faszinierend macht. Wer genau hinschaut, hat nicht nur Sehgenuss. Er erfährt aus den schwarz-weißen Lichtbildern, die zuweilen schon einen ehrwürdig gelblichen Museumston angenommen haben, viel über das Kunstverständnis und die Weltsicht jener Zeit: über ihre Experimentierfreude, ihr Verhältnis zur Technik als neuer Welterbauerin und Formgeberin, über die Wechselwirkungen zwischen Malerei, Bildhauerei und Fotografie.

Und was auch zu sehen und wahrhaft menschlich ist: Bei aller Sachlichkeit bleibt die ganz unsachliche fast mystische Faszination des Lichts und der Natur. Übrigens: Ein ganz großer Name ist auch dabei. Gleich im Flur stimmt das Foto einer eigenen Collage des Bildhauers Alexander Archipenko den Besucher auf Spannendes ein.

Die Ausstellung startet am Sonntag, 13. September, um 11 Uhr mit einer Vernissage und ist bis zum 31. Januar 2010 zu sehen. Öffnungszeiten: Di-Fr: 10-12 Uhr und 14-17 Uhr, Sa: 11-17 Uhr, So, feiertags: 14-17 Uhr.

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