Bis der Krug bricht

Kleist als Folie für die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Die Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst in der Galerie des Palais Walderdorffs zeigt "Der zerbrochene Krug" von Uwe Gross.

Trier. (er) "Das ist doch die Aufgabe der Kunst", antwortet Uwe Gross ganz selbstverständlich auf die Frage, ob ihm die Malerei nicht ein Mittel sei, über die eigene Sexualität und Befindlichkeit nachzudenken. Er ist ein nachdenklicher Mann. Ruhig und abwartend wirkt der hochgewachsene Immendorf-Schüler aus Frankfurt. Geradezu sparsam sind seine Sätze.

Ganz anders seine Bildwelten - dort breitet der 1963 geborene Maler bunt, dynamisch und fantasievoll aus, was sich im Innern seiner nach außen so gefassten Gestalt sammelt. In Trier ist sein Bilderzyklus "Der zerbrochene Krug" nach der gleichnamigen Kleist-Komödie zu sehen. Gefäße hätten ihn schon immer interessiert, sagt der einstige Industriedesigner, und so sei er auch über einen Krug zum Kleist-Leser geworden.

Vordergründig ist die Bilderreihe eine künstlerische Aufarbeitung des Dramas. Viel eher ist sie jedoch ein Zeugnis jenes immerwährenden menschlichen Grenzgangs zwischen Komödie und Tragödie, den auch Uwe Gross geht. Alles dreht sich auch bei Uwe Gross um die Frau, die er zum Zentrum seines Bilderkosmos aus Symbolen, kulturellen Versatzstücken, skurrilem Beiwerk und erzählfreudigen Stil Cocktails macht. Und immer grüßt auch Meister Immendorf.

Auch jener Krug, der Uwe Gross' Innenleben, seine Sehnsüchte, Anfechtungen, Wünsche und Heimsuchungen enthielt, ist für die Ausstellung geborsten, und seine Teile entfalten auf der Leinwand ein dichtes, bedeutungsvolles Eigenleben.

Die Ausstellung in der Galerie des Palais Walderdorffs ist bis zum 8. September Dienstag bis Freitag von 11 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr zu sehen.

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