Bitte zum ersten Bild auf die Bühne!

LUXEMBURG. "Ein Theater ist dazu da, voll zu sein", sagte einst der Österreicher Rudolf Bing, legendärer Leiter der New Yorker Metropolitan Opera von 1950 bis 1972. Bei dem Programm, welches sich das "Grand Théâtre de la Ville" in Luxemburg vorgenommen hat, könnte das häufiger passieren.

 Letzte Vorbereitungen werden getroffen, ehe am 27. September der Vorhang hochgeht: Blick vom Parkett in den Bühnenraum des restaurierten "Grand Théâtre de la Ville" in Luxemburg.Foto: Grand Théâtre

Letzte Vorbereitungen werden getroffen, ehe am 27. September der Vorhang hochgeht: Blick vom Parkett in den Bühnenraum des restaurierten "Grand Théâtre de la Ville" in Luxemburg.Foto: Grand Théâtre

Foto: christophe olinger

Ein bisschen Show darf sein. Besonders im Theater. Besonders, wenn‘s ein neues und das größte im Land ist. Da will man zeigen, was in so einem Haus steckt. Einen kleinen Vorgeschmack gab Frank Feitler, Direktor des "Grand Théâtre de la Ville" in Luxemburg, bei der offiziellen Präsentation des er-sten Spielplans seines Hauses. Nebel wallt über die in lohengrin-blaues Licht getauchte Bühne. Von hinten schiebt sich kreiselnd ein Podium mit Flügel und Alphorn nebst dazugehörenden Spielern in den Vordergrund. Ein Saxophonist schwebt vom Schnürboden hernieder. Bei der Höhe muss man schwindelfrei sein. Damit hat André Mergenthaler offenbar keine Probleme. Er ist der Leiter des Quartetts, das durch einen zweiten Saxophonisten komplettiert wird. Der wiederum taucht aus dem Bühnenuntergrund auf. Eine vierminütige Kostprobe der Akustik des Hauses: Jeder Ton kommt klar und deutlich über die Rampe, breitet sich im Saal aus, unverwaschen und unverzerrt. Zu lange habe Luxemburg ohne theatralisches Repräsentationshaus leben müssen. Diese glanzlose Zeit sei nun endlich vorbei, sagt Colette Flesch, Kulturdezernentin der Stadt Luxemburg, in ihrer Begrüßungsrede, ehe sie - dramatisch effektvoll, politisch eher bedenklich - in der Versenkung verschwindet (honi soit qui mal y pense) und dem Hausherrn die Bühne überlässt. Frank Feitler wiederum gewährt seinem Kollegen Marc Olinger, Direktor des Kapuzinertheaters, das Recht der ersten Worte. Ein Akt von nicht zu unterschätzender Symbolik: Der Leiter des "Théâtre des Capucins" war bislang konkurrenzlos, wenn es um hochkarätige Gastspiele ging, die er vor allem aus Frankreich und Deutschland nachLuxemburg geholt hat. Denn nicht Antagonisten wollen sie sein, die beiden Theatermacher, sondern in durchdachter Spielplan-Absprache freundliche Kollaborateure. Das gut 120 Seiten umfassende Programmheft (in Französisch, Deutsch und Englisch) spricht denn auch ausdrücklich von "Les théâtres de la ville de Luxembourg". Bei den Highlights könnten die Karten knapp werden

Von den insgesamt 59 Vorstellungen werden 16 im Kapuzinertheater gezeigt, darunter neben Eigenproduktionen ein Gastspiel des Mülheimer Theaters an der Ruhr von Robert Ciulli (Woody Allens "Gott" am 17. März 2004) und Judy Winter als "Marlene" (19. Oktober) - beides steht jedoch nur jeweils einmal auf dem Programm. Genau das könnte die Karten (bei Spitzenpreisen von 65 Euro für Opern, 40 Euro für Ballett und 30 Euro für Schauspieltheater) auch bei einigen Aufführungen in den beiden Sälen des Grand Théâtre knapp werden lassen - vor allem bei den (vermutlichen) Highlights, wozu der "Tom Waits-Kurt Weill"-Abend am 9. Juni 2004, das Ballett "Rosas Bitches Brew" der belgischen Choreografin Anna Teresa De Keersmaeker mit der Musik von Miles Davis oder Ibsens hoch gelobte "Nora"-Inszenierung von Stephan Kimmig vom Thalia Theater Hamburg am 13. Februar 2004 gehören dürften. Wer sich seinen Platz rechtzeitig sichern möchte, kann ab sofort das Programmheft mit einem Reservierungsschein bestellen, auf dem sämtliche Aufführungen mit Spielort und Datum vermerkt sind. Ein Rabattsystem gewährt fünf Prozent Preisnachlass bei fünf Vormerkungen, zehn Prozent bei zehn Vorbestellungen, und 20 Prozent erhält der Besucher, der 20 Mal ins Theater will. Allerdings gibt‘s keine hundert Prozent Reduzierung für jene Theater- Aficionados, die alle Vorstellungen sehen wollen. Obwohl das nun wirklich der beste Weg wäre, allabendlich ein volles Haus zu haben. Informationen, Programmheft und Reservierungskarte beim Grand Théâtre, rond-point Robert Schuman, L-2525 Luxembourg; Tel. 00352/470895-1,E-Mail: billeterie@vdl.lu

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