Bohren nach inneren Werten

WITTLICh. (gkl) Seit elf Jahren macht das Arnold Schönberg Trio in der internationalen Kammermusikszene von sich reden. In der Wittlicher Synagoge zeigte sich, dass ihm die weltweit verdienten Meriten zu Recht zuerkannt wurden.

Jeder für sich genommen ist ein Künstler der obersten Kategorie, hat sich an das Solopult der Berliner Philharmoniker vorgearbeitet- Rainer Kussmaul (Geige), Wolfram Christ (Bratsche) und Georg Faust (Cello). Zusammen bilden sie seit elf Jahren das Arnold Schönberg Trio. In der Synagoge in Wittlich konnte man erleben, wie es klingt, wenn Musiker, bei denen auch noch die Chemie offensichtlich stimmt, gemeinsam musizieren. Davon profitieren dann alle - die Musiker, das Publikum und vor allem die zu interpretierenden Komponisten. Da erklang zunächst Schuberts B-Dur Trio, D 471 und zum Schluss das gewaltige Divertimento Es-Dur, KV 563 von Mozart. Von den ersten Takten an verließ das Trio die Oberfläche und bohrte nach den inneren Werten der Kompositionen. Insbesondere die tiefe Verneigung Mozarts vor der Kontrapunktik der alten Zeit legten Kussmaul und seine Partner frei, machten es zu einem Vergnügen, der komplizierten Linienführung zu folgen. Dazwischen Schönbergs Opus 45: sperrig, kantig, alles andere als eingängig. Bei manch anderem Ensemble hätte man wahrscheinlich abgeschaltet, nachdem das Ohr vom Schubert doch gerade verwöhnt worden war. Nicht jedoch beim Schönberg Trio. Sie verstanden es, die Spannung aufzubauen und bis zum letzten Ton zu halten. Ein großartiger Abend für die Komponisten, weil ihre Werke so vorzüglich erklangen und für das Publikum, weil es genießen und verstehen konnte. Ein großartiger Abend aber auch für die Musiker, weil sie verstanden wurden. Das zeigte der Applaus.

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