Breiter, satter Klang und viel Vibrato

Es hat Tradition, das Weihnachtskonzert in der Klosterkirche in Springiersbach. Im barocken Ambiente ließen sich auch in diesem Jahr viele Musikfreunde auf die Weihnachtszeit einstimmen. Zu Gast war mit dem Kammerorchester Sofioter Solisten wieder einmal ein Osteuropäisches Ensemble.

Bengel. (gkl) Oftmals, wenn Klangkörper aus dem Osten Konzerte mit barocker Musik gestalten, muss man sich von den Vorstellungen trennen, die in den vergangenen Jahren in unseren Breiten den Klang bestimmen. Eine historisch informierte Aufführungspraxis mit schlankem Tonkörper und manchmal rauem Klang sowie waghalsigen bis überzogenen Tempi scheint im Osten noch nicht angekommen zu sein. Vielmehr fühlt man sich in die Zeiten versetzt, als auch bei uns noch der breite, satte Klang, der volle Strich, begleitet von nahezu ständigem Vibrato das Sagen hatte. Große Namen wie Karl Richter, Lola Bobesco oder Igor Oistrach kommen einem dabei in den Sinn. So war es auch beim Weihnachtskonzert in der Klosterkirche Springiersbach, gestaltet von den Sofioter Solisten unter Leitung von Plamen Djourov.

Tomaso Albinonis Concerto grosso in D-Dur, Antonio Vivaldis "Der Winter" aus dem Zyklus der Jahreszeiten mit Konzertmeister Jordan Georgiew als Solisten oder auch die Sonate Nr. 10 von Maurizio Cazzati mit Trompeter Nikolai Tschotchev, alles hatte einen satten Klang, ein opulentes Gehabe. Das mag man kritisieren, man mag es ablehnen, aber eines muss man dem Ensemble zugestehen. Es ist konsequent bei dieser Art des Musizierens, es ist ehrlich und glaubwürdig. Keinerlei Abstriche musste man bei der handwerklichen Ausführung machen. Zur schlüssigen Interpretation gesellte sich sauberes und akkurates Spiel, bei dem Präzision und Intonation keine Wünsche offen ließen.

Passend zum Orchesterklang zeigte sich auch die Sängerin Wiebke Goetjes, die sich selbst als dramatischen Sopran bezeichnet. Sie gestaltete die Arie "Von Gott will ich nicht lassen" aus Dietrich Buxtehudes Kantate "Alles was ihr tut" und das "Ave Maria" des italienischen Renaissancemeisters Giulio Caccini. Fast schon erwartungsgemäß gab es stehenden Applaus in der nahezu ausverkauften Klosterkirche, für den sich das Orchester mit einigen Zugaben bedankte. eg/scho

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