Britisch durch und durch

Trier · Das Orgelkonzert in der Basilika bringt eine echte Entdeckung.

 Engagiert für die Musik von Pery Whitlock: Organist Martin Welzel. TV-Foto: Martin Möller

Engagiert für die Musik von Pery Whitlock: Organist Martin Welzel. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Trier Ja, es gibt sie noch, die weißen Flecken auf der musikhistorischen Landkarte. Beim Namen Percy Whitlock (1903-1946) zucken selbst versierte Organisten und Orgelkenner mit den Achseln. Höchste Zeit also, sich mit dem britischen Komponisten eingehender zu befassen. Organist Martin Welzel hat es getan. Und räumt Whitlocks Musik im Trierer Basilika-Orgelkonzert eine Art Monopol ein.Gründe dafür gibt es allerdings reichlich (siehe auch Interview). Whitlocks Kompositionen verbreiten eine Frische der Erfindung und eine Subtilität der kompositorischen Verarbeitung, die ihn in die erste Reihe der Orgelkomponisten katapultieren. Eindrucksvoll die hoch ambitionierte c-Moll-Sonate von 1936: Deren Strukturen sind sorgfältig ausgehört. Nicht selten verlegt der Komponist die Melodie in eine Mittelstimme. Und in der Harmonik verbindet er eindrucksvoll Originalität und Publikumsnähe. Die Zusammenklänge wirken frisch und wie neu erfunden, und sind doch ausgeprägt hörerfreundlich. Mit Martin Welzel saß zudem ein Musiker auf der Orgelbank, der sichtlich vertraut ist mit Whitlocks zugleich offensiver und subtiler Tonsprache. Die Interpretation der c-Moll-Sonate auf der großen Basilika-Orgel war ein Fest der Klangfarben. Aber Martin Welzel zeichnete darüber hinaus den Vokalcharakter bei Whitlock nach. Es ist ein großer, weit ausholender Gesang über alle Höhen und Tiefen und alle Zäsuren hinweg.In den fünf kleinen Kompositionen Whitlocks, die Welzel im Anschluss an die c-Moll-Sonate spielte, zeigte sich zudem, wie differenziert und individuell der Komponist jede der fünf Miniaturen formte und ihnen einen eigenständigen Tonfall mitgab. Und es zeigte sich, wie hellhörig der Interpret die Feinheiten der Musik vermitteln kann. Martin Welzel hatte das Konzert John Scott gewidmet, dem vor zwei Jahren verstorbenen Organisten der Londoner St.Pauls's Cathedral. Ein Programm also, britisch durch und durch. - 200 hellauf begeisterte Zuhörer.Extra: … ORGANIST MARTIN WELZEL

Herr Welzel, Sie haben zu Konzertbeginn angedeutet, dass sich die neue Basilika-Orgel sehr gut eignet zur Interpretation britischer Musik. Warum? Martin Welzel Die Orgel ist stark vom britischen Orgelbau inspiriert. Sie hat Stimmen, die man normalerweise auf dem Kontinent nicht findet. Sie hat besondere Klangfarben wie ein "französisches Horn" oder eine "englische Klarinette". Ich kann auf ihr die detaillierten Registerangaben von Whitlock perfekt umsetzen. Nun sind Orgelkonzerte mit nur einem Komponisten im Programm ziemlich ungewöhnlich. Warum heute Abend Whitlock total? Welzel Mir wurde rasch klar, dass sich Whitlocks Musik auf dieser Orgel und in dieser Akustik hervorragend umsetzen lässt. Whitlock hat ein breiteres Publikum verdient. Außerdem habe ich mein Konzert dem vor zwei Jahren verstorbenen Sir John Scott gewidmet, einem der großen britischen Organisten. Er hat sich immer für Whitlock eingesetzt. Hand aufs Herz: Wie bedeutend ist Whitlock wirklich? Welzel Ich denke, er ist einer der bedeutendsten Komponisten der britischen Romantik. Und in der gesamten Orgelliteratur ist seine c-Moll-Sonate eines der bedeutendsten Werke. Vergleichbares ist in dieser Zeit in Großbritannien nicht zu finden. Die Fragen stellte Martin Möller.

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