Brückenschlag ins Heute

TRIER. (gkl) Für nicht wenige gehört das Weihnachtskonzert des Männerkammerchores Ensemble 85 zur Adventzeit wie die Kerzen zum Kranz. Im Laufe der Jahre hat sich die musikalische Einstimmung dieses Klangkörpers zu einer Tradition entwickelt, die viele nicht mehr missen möchten. Auch in diesem Jahr traten die saarländischen Sänger um Martin Folz in der Stiftskirche St. Irminen auf und konnten in ein nahezu vollbesetztes Kirchenschiff blicken.

Überschrieben hatte Folz das Konzert mit dem Titel "Weg zum Stern" und lud das Publikum zu einer Pilgerreise hin zur Krippe von Bethlehem ein. Er schlug eine Brücke von den drei Weisen aus dem Morgenland über die Pilgerscharen, die sich seit Jahrhunderten auf den Weg machen bis hin zu den Menschen in unseren Tagen, von denen viele auf der Suche sind, denen der Stern der Heiligen Nacht als Orientierung dienen könnte. Entsprechend weit gefächert war das Programm, das Folz für den Abend zusammen gestellt hatte. Archaisch erklangen die Pilgerhymnen des 11. bis 15. Jahrhunderts, die teils im Original, teils in bearbeiteter Form eine mittelalterliche Stimmung hervor riefen. Dem standen Werke zeitgenössischer Komponisten wie das "Magnum mysterium" von Morten Lauridsen oder das Ave Maria von Joachim Reidenbach gegenüber. Das Bindeglied zwischen diesen Polen bildeten der Choral "Es ist ein Ros entsprungen" von Michael Praetorius, das "Transeamus" von Joseph Schnabel oder auch das Klavierlied "Drei Könige" von Peter Cornelius, das Folz für Männerchor eingerichtet hat. Das Ensemble 85 ist in Trier nicht unbekannt und genießt einen sehr guten Ruf, der sich auch bei diesem Konzert wieder einmal bestätigte. Saubere Intonation, präzise Einsätze und stilgerechte Interpretation prägten den Verlauf des Abends. Sauber agierten die Tenöre in den hohen Lagen, gestützt von einem kraftvollen Fundament der Bässe, wie man es nur selten erlebt. Was man in St. Irminen erleben konnte, war eine tiefgründige weihnachtliche Andacht, die musikalisch den höchsten Ansprüchen genügte.

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