Déjà-vu mit R.E.M.

Es dürfte das meistgefragte Rock-Konzert des Jahres in der Großregion gewesen sein: R.E.M. kam in die Escher Rockhal, und die 6500 Karten waren im Handumdrehen ausverkauft. Die Show von Michael Stipe und Co. hielt, was sich das Publikum vom Auftritt der US-Alternative-Giganten versprochen hatte.

Esch. (DiL) Vielleicht liegt es daran, dass Peter Bucks vor zwei Wochen in Helsinki verschwundene, legendäre Rickenbacker-Gitarre überraschend wieder aufgetaucht und in letzter Minute nach Luxemburg eingeflogen worden ist: Jedenfalls zeigt sich R.E.M. in der Rockhal in blendender Spiellaune und mit dem charakteristischen, von Michael Stipes markanter Stimme und den Duellen zwischen Buck und Bassist Mike Mills geprägten Sound. Mit "Living well is the best revenge" dokumentiert man gleich zum Start die Rückkehr zur raueren Rock-Gangart, die sich auf der aktuellen CD "Acceleration" andeutet. Keine Aufwärmphase, die Band geht von der ersten Sekunde an ab, macht sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln: Frühe Klassiker wie "I took your name" und "Chinese Brothers" prägen den Set, sogar bis "Just a touch" aus dem Jahr 1980 geht man zurück. Das Publikum quittiert das Déjà-vu mit Begeisterung. Kein Wunder: Auf die Frage von Stipe (48), wer denn nach 1984 geboren worden sei, recken sich nur wenige Hände in der vollgepackten Halle. Man kennt sich, man liebt sich, man kommt (fast) aus der gleichen Generation. Neu ist das faszinierende, am Design von "Acceleration" orientierte Video-Artwork, mit dem das Konzert begleitet wird. Sieben separate Video-Walls mit unterschiedlicher Bilder-Körnung reflektieren das Bühnengeschehen, statt es einfach nur zu vergrößern: Das wird modernen Zuschauer-Ansprüchen gerecht, bleibt aber ein eigenständiges Kunstwerk.
"Ruppige Melancholie"



Mit einem knalligen Dreier aus "Bad Day", "Orange Crush" und "Imitation of life" steuert der Abend auf seinen Höhepunkt zu. "Ruppige Melancholie" hat ein Presse-Kollege treffend das Gefühl genannt, das Stipe mit zunehmend brüchigerer Stimme verbreitet. Am Ende eine Überraschung, speziell für Luxemburg: Das psychedelisch angehauchte "Sing for the submarine", kaum je vorher live zu hören, ziert das Zugaben-Quintett, eingerahmt von den unvermeidlichen Gassenhauern "Losing my religion" und "Man on the moon". Gute zwei Stunden anständiger Musik-Arbeit - das Publikum geht rundum zufrieden nach Hause.

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