Da fließt Theaterblut in den Adern - Eine komische Oper zum Jubiläum der Trierer Musikschule

Trier · Eine "Schul-Aufführung"? Weit gefehlt! Die Mitglieder der Trierer Karl-Berg-Musikschule und der Tanzschule Bernadette Wacht haben mit Glucks "Bekehrtem Trunkenbold" eine zauberhaft komödiantische Theaterproduktion auf die Beine gestellt. Für 150 Besucher war die Aufführung auf der kleinen Bühne im Innenhof des Kurfürstlichen Palais ein eindrucksvolles Erlebnis.

 Säufer unter sich: Rainer Diefenbach (links) und Marcello Bruccoleri als Zipperlein und Lukas in Glucks „Bekehrtem Trunkenbold“, aufgeführt von Mitgliedern der Trierer Karl-Berg-Musikschule. TV-Foto: Martin Möller

Säufer unter sich: Rainer Diefenbach (links) und Marcello Bruccoleri als Zipperlein und Lukas in Glucks „Bekehrtem Trunkenbold“, aufgeführt von Mitgliedern der Trierer Karl-Berg-Musikschule. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Trier. Besser hätte es wirklich nicht mehr kommen können. Da erspart Petrus der Veranstaltung im Palais-Innenhof lästiges Schmuddelwetter und zaubert an den Himmel überdies noch Schleierwolken, die das pralle Sonnenlicht dämpfen. Vielleicht ahnte der Trierer Stadtpatron, dass die rund 150 Besucher eine der schönsten Theateraufführungen erleben konnten, die es in diesem sympathischen Ambiente gegeben hat.Keine Spur von Hemmungen


Christoph Willibald Glucks komische Oper "Der bekehrte Trunkenbold" zum 50-Jahre-Jubiläum der Trierer Karl-Berg-Musikschule: Nichts daran blieb schülerhaft, gehemmt, mühsam erlernt. Niemand klebte am Text. Auf der kleinen Bühne, mit herrlich bunten Kostümen und einem Minimum an Requisiten, spielen und singen die jungen Akteure sich aus - lebendig, überzeugend, mit klarer, charakteristischer Sprache, sängerisch deutlich und sicher und mit einer erstaunlichen Vielfalt an treffenden Gesten.
Rainer Diefenbach, Friederike Carstens, Lisa Bebelaar, Marcello Bruccoleri und Katharina Becker - sie haben Theaterblut in den Adern. Da hat Vera Ilieva, die die Solisten und den achtköpfigen Chor ausbildet, die Regie besorgte und sogar die Kostüme konzipierte, eine beeindruckende Arbeit vollbracht.
Die neunköpfige Ballettklasse Bernadette Wacht zaubert dazu auf der kleinen Bühne eine erstaunliche tänzerische Opulenz. Und Joachim Mayer-Ullmann hat aus den jungen Musikschülern ein stilgerechtes und herrlich bewegliches Alte-Musik-Ensemble formiert. Schon die Einleitung zum Konzert mit Vivaldis "Frühling" und der sicheren Geigensolistin Kirstin Roos zeichnet die Stimmung der ersten Jahreszeit lebendig nach. Und in der Oper entfalten Mayer-Ullmann und sein Ensemble die ganze beachtliche Stimmungspalette dieser Musik und vor allem eins: die großartige, die geniale Verbindung von Volkstümlichkeit und Noblesse bei Gluck.
Es ist ja keine große Geschichte. Aber die Handlung vom Trinker Zipperlein, dem man vorspiegelt, in der Hölle gelandet zu sein, der verspricht, das Trinken aufzugeben, seine Frau gut zu behandeln und überhaupt menschlich zu sein, während sein Kumpan unbeirrt weiter trinkt - diese Handlung kommt wunderschön lebendig, freundlich, heiter und auch eine Spur nachdenklich über die Rampe.
Und wenn sich dann sacht die Dämmerung verbreitet, die ersten Lichter aufflammen und der Himmel über dem Palais ganz allmählich ins Dunkelbau wechselt - dann ist das szenisch-musikalische Freilufterlebnis perfekt.

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