"Dacapo" im Theater

In der kommenden Woche dürften wesentliche Entscheidungen für die Zukunft des Trierer Theaters fallen. Der Stadtrat entscheidet über die Vertragsverlängerung für Intendant Gerhard Weber, zudem soll die Stelle des Verwaltungsdirektors ausgeschrieben werden.

 Drei Intendanten-Jahre in Trier gehen nicht spurlos vorüber: Gerhard Weber 2004 (links) und 2007. Fotos: Theater/TV-Archiv Friedemann Vetter

Drei Intendanten-Jahre in Trier gehen nicht spurlos vorüber: Gerhard Weber 2004 (links) und 2007. Fotos: Theater/TV-Archiv Friedemann Vetter

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Trier. Öffentlich gibt es zwar keine Stellungnahmen, aber hinter den Kulissen zeichnet sich eine klare Mehrheit für den Vorschlag von Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink ab, den bislang bis Mitte 2009 laufenden Vertrag von Gerhard Weber bis 2012 zu verlängern. Danach hatte es in den ersten Amtsjahren des Kindermann-Nachfolgers nicht immer ausgesehen. Weber erlebte - ohne eigene Schuld - einen schwierigen Start, weil angesichts des zerrütteten Verhältnisses seines Vorgängers zum Rathaus von einem effektiven Übergang keine Rede sein konnte. Dazu kamen Ungeschicklichkeiten im sensiblen Musiktheater-Bereich und ein Debakel beim Versuch, die Antikenfestspiele auf Musical-Linie zu trimmen. Doch der Intendant setzte, unterstützt von einem exzellenten Leitungsteam, auch viele neue Akzente. Das Schauspiel erlebte einen qualitativen und quantitativen Aufschwung, setzte sich sogar an die Spitze der Spielzeit-Statistik. Das Tanztheater entwickelte sich zum künstlerischen Aushängeschild, die eigens für die Schulen produzierten Jugendstücke wurden zum Renner. Das Theater ging außer Haus, probierte neue Spielstätten aus, zeigte sich in der Region und suchte Kooperationen. Nicht immer reibungslos, aber letztlich erfolgreich, wie beim Festival "Total Théatre" oder den gemeinsamen Projekten mit Uni und Fachhochschule.Nach zwei Krisenjahren fassten auch die Antikenfestspiele wieder Tritt, nicht zuletzt, weil der Intendant an seinem Raum-Konzept für das Amphitheater festhielt. Und auch das Musiktheater scheint langsam eine neue Linie zu finden.Dass über die Personalie Weber dennoch lange Unklarheit herrschte, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass sein eher weicher Führungsstil im eigenen Haus nicht unumstritten ist. Und auch bei den "klassischen" Abonnenten, von denen manche immer noch der Ära Kindermann nachtrauern, und den Anhängern des scheidenden Generalmusikdirektors István Dénes hält sich seine Beliebheit in Grenzen. Doch die Besucherstatistik, selbst wenn man sie kritisch liest, dokumentiert zwar Umbrüche, aber keinen Einbruch. Das scheint letztlich auch die Stadtratsfraktionen zu überzeugen. Man setzt wohl auch deshalb bei der Intendanz auf Kontinuität, weil die anderen beiden Schlüsselpositionen des Hauses demnächst neu besetzt werden. Im Sommer kommt Generalmusikdirektor Victor Puhl, und schon im Februar geht Verwaltungsdirektor Werner Reichert in Ruhestand.Dessen Funktion ist in den letzten Jahren fast zu einer Art Ko-Intendanz aufgewertet worden, so dass es erstaunt, dass diese wichtige Stelle bis dato noch nicht ausgeschrieben wurde. Die Ausschreibung solle "in den nächsten Tagen" erfolgen, teilt das städtische Presseamt mit, man sei derzeit noch "in der Feinabstimmung". Offensichtlich hatte Dezernent Holkenbrink zunächst auf eine interne Lösung innerhalb der Stadtverwaltung gesetzt. Nun wird doch überregional öffentlich ausgeschrieben, und potenzielle Bewerber sollen nach TV-Informationen nicht nur Verwaltungserfahrung, sondern vor allem fundierte betriebswirtschaftliche Kompetenzen mitbringen. Meinung Verdient Gerhard Weber hat sich die Chance auf eine Fortsetzung seiner Arbeit verdient. Mit hohem persönlichen Einsatz, einem kompetenten Team und vielen Ideen. Er hat (zu) lange versucht, es allen recht zu machen, aber langsam entsteht ein Profil, das neugierig macht auf das, was noch kommt. Dabei könnte nachhaltig helfen, wenn sein künftiger Kollege an der Theaterspitze sich weniger als Verwaltungsleiter begreift denn als Manager und Marketingchef. Rat und Stadtspitze können das bei der Auswahl durchaus steuern. Der oder die Neue muss vorrangig wissen, wie man einen Betrieb effizient führt, wie man Sponsoren begeistert und Geldquellen erschließt, wie man die Kundschaft pflegt und den Laden nach außen gut verkauft. Für Formal-Angelegenheiten hat er notfalls das Rechtsamt. d.lintz@volksfreund.de

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