,,Das Boot" legt in der Arena an

Außergewöhnliches präsentierte das ,,Mosel Musikfestival" am Samstag in der Trierer Arena: Jazz-Legende Klaus Doldinger stellte sein "Symphonic Project" vor. Neben der Band "Passport" ist die ,,Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz" unter Dirigent Bernd Ruf beteiligt.

Trier. Der inzwischen 72-jährige Klaus Doldinger weist zu Beginn des Konzerts ausdrücklich darauf hin: Ganz Besonderes erwartet an diesem Abend die Zuhörer in der Arena. Sein ,,Symphonic Project" ist für zwei Auftritte zusammengestellt. Außer dem Trierer Konzert spielte das Experiment am Vorabend auf der Landesgartenschau in Bingen. Das Experimentelle dieses Projekts liegt in der Zusammenarbeit von Orchester und Jazz-Band, für die sich natürlich die vielen Film-Hits des Komponisten und Saxofonisten Doldinger in besonderer Weise eignen.

Los geht's mit dem rund halbstündigen Titel ,,Jazz Concertino", den Passport und Orchester gemeinsam spielen. Ihn hat Doldinger um 1967/68 geschrieben und das Melodie-Motiv zur Einführung des Farbfernsehens in Deutschland in ihn eingebaut. Beeindruckend hier vor allem die Leistungen der beiden Passport-Percussionisten Biboul Darouiche und Ernst Stroer sowie des Schlagzeugers Christian Lettner, die gemeinsam rund zehn Minuten des Stücks auf ihren Bongas, Kongos und Trommelfellen allein bestreiten. Doldinger selbst setzt bereits hier sowohl sein Tenor- als auch sein Sopran-Saxofon ein. Beim Orchester springt vor allem der Körpereinsatz des Dirigenten Bernd Ruf ins Auge. Die ,,Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz" ist mit etwa 55 Musikern bei diesem spartenübergreifenden Projekt im Einsatz.

Den zweiten Teil des Konzerts bestreitet die Band ,,Passport" mit ihrem Frontmann Doldinger ohne die Kollegen vom Sinfonie-Orchester. Auf dem Programm stehen zwei jüngere Titel aus dem 2006 veröffentlichten Album ,,Passport to Morocco". Im ersten Stück bringt Doldinger eine Flöte zum Einsatz. Beim zweiten Titel, der einem Markt in Marrakesch gewidmet ist, kommt in der Musik die pulsierende Atmosphäre des afrikanischen Markttreibens zum Ausdruck, die Band macht enorm viel Druck. Dabei fallen vor allem der junge Pianist Christian Elsässer und Gitarrist Peter O'Mara auf. Vor der Pause kommt erstmals die Musik von Wolfgang Petersens Film ,,Das Boot" als Suite zur Aufführung, die größtenteils vom Orchester dargeboten wird. Erst gegen Ende stößt Passport dazu. Doldinger stellt immer wieder den Kontakt zwischen den beiden Klangkörpern her, spielt Saxofon vor den Orchestermusikern oder bedankt sich häufiger beim Konzertmeister.

Den ersten Part nach der Pause bietet wieder die Jazzformation Passport ohne Orchester, sie spielt diesmal alte Titel aus den 70er Jahren in Remix-Versionen: So etwa ,,Ataraxia" von 1977. Weiter geht's mit ,,Samba Cinema", einem Titel von ,,Back to Brazil" (2003).

Den zweiten größeren Part nach der Pause bestreiten die Philharmonie und Passport gemeinsam mit Doldingers ,,Altocumulus", einem Werk, zu dem ihn die Wolkenbilder seiner Frau inspiriert haben. Es folgt die ,,Cantilene for Saxo Soprano", die Doldinger ursprünglich dem Sopran-Saxofon gewidmet hatte, die er inzwischen aber lieber auf dem Tenor spielt. Als letztes Stück vor einem längeren Zugabenblock folgt dann die Filmmusik zur ,,Unendlichen Geschichte" (1984) als Suite, die wiederum Band und Orchester gemeinsam aufführen. Danach langanhaltender Beifall der rund 500 Zuhörer. In der Mehrzahl gehören sie den 40- und 50-Jährigen an, doch auch Mittzwanziger und Dreißiger haben den Weg zu Doldinger gefunden.

Die Zugaben eröffnet die bekannte ,,Tatort"-Titelmelodie, diesmal allerdings in einer Version für Orchester und Jazz-Band. Es folgt der Titel ,,Fifty Years Later", der in der Regel Passport-Konzerte beschließt. Das Stück bietet am Samstagabend aber noch eine Besonderheit: Doldinger bittet den Trompeter des Orchesters zur Band, und der bietet ein längeres fantastisches Solo. Die dritte und letzte Zugabe beinhaltet noch einmal ein längeres Zusammenspiel der beiden Percussionisten mit dem Schlagzeuger. Gegen 23 Uhr nochmals viel Applaus des begeisterten Publikums, das sich besonders von der Spielfreude angetan zeigt, die Doldinger bei allen Mitmusikern des Projekts hervorruft.

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