Das "Cowgirl" und der Blues

Kleine Frau, große Stimme: Mit ihrem mittlerweile dritten Album "Pictures" schaute die 23-jährige Pop-Sängerin Katie Melua im Rahmen ihrer Deutschland-Tour auch in der Trierer Arena vorbei. Neben diversen Akustik- und E-Gitarren sowie einer fünfköpfigen Live-Band hatte die gebürtige Georgierin aber auch ihre großen Hits wie "Closest thing to crazy" im Gepäck.

Trier. Es gibt kleine Menschen, die betreten eine Bühne und strahlen, ohne auch nur ein Wort zu sagen, eine unglaubliche Präsenz aus. Das kann man von Katie Melua nicht behaupten. Ganz in Schwarz und mit schweren Cowboy-Stiefeln (ebenfalls in Schwarz) läuft die gebürtige Georgierin beinahe scheu auf die trotz der fünfköpfigen Live-Band riesig wirkende, schwarze Bühne.

Geschichten verpackt in schöne Melodien



Mit jedem Wort des Openers "My aphrodisiac is you", ein Song aus ihrem 2004er Debütalbum "Call off the search", scheint Katie Melua jedoch an Größe zu gewinnen. Ihre mädchenhafte Gestalt hebt sich von der Bühne ab, Nuancen von Schwarz sind zu erkennen. Mit einem knappen "Hi, Trier!" begrüßt Katie Melua ihr Publikum. Bereits jetzt bedankt sich die 23-Jährige für das zahlreiche Erscheinen, es wird nicht ihr letztes "Thank you for coming" sein. Dass sie verhältnismäßig viele Konzerte in Deutschland gibt, begründet Katie Melua mit einem simplen "because I love coming here" (weil ich es so liebe, hierher zu kommen).

Und dann ist es auch schon gut mit der Konversation. Ihre Geschichten erzählt Katie Melua lieber verpackt in schönen Melodien, wie etwa bei "Mary Pickford", einem der wenigen Lieder, das die Sängerin an diesem Abend von ihrem aktuellen und mittlerweile dritten Album "Pictures" (2007) zum Besten gibt.

Durchweg verbreitet Katie Melua eine warme, weiche, fast sinnliche Atmosphäre, die bei ihren Balladen "If you were a sailboat", "The closest thing to crazy" und "Nine million bicycles" für andächtige Stille und Gänsehaut-Gefühl sorgt. Gerade diese emotionalen Höhepunkte sind es, die das Phänomen Katie Melua ausmachen. Auch wenn die Frau mit der samtenen Stimme eigentlich nicht zu den Künstlern gehört, die für politische Statements bekannt wären, widmet sie "Piece by piece" der "entsetzlichen Lage" zwischen ihrem Heimatland Georgien und Russland ("It's been horrific, what's been going on at home"). Die beteiligten Politiker sollten sich besser in Songs mit der Situation auseinandersetzen, etwa in einem Boxring, "that would be fun" (das wäre ein Spaß).

In der Mitte des Konzerts gönnt Melua ihren Mitmusikern eine Pause und schickt sie von der Bühne, "because I would like to sing a few songs on my own". Trotz der großen Halle hofft sie, durch die Akustik-Soli eine noch intimere, noch persönlichere Stimmung - gleich der in ihren Alben - zu erzeugen.

Und tatsächlich: Für einen Moment fühlt man sich aus der mit 4300 Menschen gut gefüllten Arena beinahe in ein schummriges Kellermilieu versetzt.

Eineinhalb Stunden und zwei Zugaben später steht Katie Melua zum Abschluss des Konzerts ein letztes Mal alleine auf der Bühne. "I cried for you" haucht sie, lediglich begleitet von einer Akustik-Gitarre, ins Mikrofon. Und ein letztes Mal an diesem Abend kommt ihre beeindruckende Stimme zum Tragen. Kaum sind die letzten Akkorde verklungen, huscht Katie Melua beinahe scheu von der Bühne, die auf einmal wieder riesig wirkt.

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