Das Multi-Talent

TRIER. Auftakt des Eifel-Literatur-Festivals mit einem Wiederholungstäter: Mario Adorf, vor drei Jahren schon einmal mit von der Partie in Bitburg, kommt diesmal nach Trier.

"Wer viele Interessen bei mittelmäßiger Begabung hat - Musik, Malerei, Bildhauerei-, ist im Beruf der Schauspielerei ganz gut aufgehoben. Alles, was ich mir irgendwann mal angeeignet habe, fließt in meine Arbeit ein, und ich hoffe positiv." Mario Adorfs Selbsteinschätzung trifft wahrlich zu. Der Schauspieler, der als einer der wenigen Deutschen - zwar in der Schweiz geboren, aber im Eifelstädtchen Mayen aufgewachsen - in aller Welt drehte, aber abgesehen von seiner Wahlheimat Italien in fremden Filmstudios nie recht heimisch wurde, kann sich durchaus mehrerer Talente rühmen. Gesungen hat er als Knabe in den Kneipen seines Heimatortes. Will man den Aussagen seiner Mayener Freunde und Bekannten glauben, von denen er in seiner Biographie "Himmel und Erde" spricht, so verfügte er über sogar eine recht beachtliche Stimme. Gesungen hat er dann später nicht mehr, sich mehr auf die Schauspielkunst kapriziert. Gleich seine erste große Rolle bewies, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte: Seine Darstellung des ebenso beeindruckenden wie beunruhigenden Massenmörders Bruno Lüdke in dem Siodmak-Film "Nachts, wenn der Teufel kam", der auf tatsächlichen Ereignissen in der Nazi-Zeit basiert, brachte ihm den Bundesfilmpreis ein. Da war Adorf gerade 28 Jahre alt. Auf der Bühne glänzte er unter anderem als Stanley Kowalski, jener virile Proll, dem Marlon Brando in der Uraufführung von Tennessee Williams‘ "Endstation Sehnsucht" für alle Zeiten seinen Stempel aufgedrückt hat. Das Bemerkenswerte: Adorf konnte dem amerikanischen Vorbild durchaus das Wasser reichen - nicht nur, was seine Statur und Physiognomie anbetraf, sondern auch in mimischer Hinsicht. Exakt 174 Film- und Fernsehrollen verzeichnet eine Film-Website für Adorf zwischen 1954, seinem er-sten Leinwandauftritt in dem Kriegsfilm "08/15", und exakt einem halben Jahrhundert später im Fernsehspiel "Vera", bei dem Joseph Vilsmaier Regie führt und das demnächst ausgestrahlt wird. In den 50 Jahren entstanden etwa "Das Mädchen Rosemarie", "Schachnovelle", "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", "Die Blechtrommel", "Lola", "Der große Bellheim", "Kir Royal" und "Rossini". Adorf drehte allerdings auch eine Menge Streifen, die der Gnade des schnellen Vergessens amheimfielen. Viele davon entstanden in ausländischen Filmstudios, wo der deutsche Schauspieler oft zu Gast war - öfter als jeder andere seiner Kollegen. Am häufigsten arbeitete er natürlich in Italien, aber auch in Frankreich, der ehemaligen So-wjetunion, in England und Hollywood. Die Letztgenannten riefen ihn, wann immer es galt, mediterrane oder südamerikanische Rollen (vorzugsweise böse Buben, aber auch mal Don Camillo) zu besetzen. Wobei insbesondere seine Erlebnisse in Amerika nicht dazu angetan waren, ihn auf immer an die amerikanische Filmdustrie zu binden. Und seit nunmehr zehn Jahren hat er auch seine Begabung als Schriftsteller entdeckt, veröffentlicht Erzählbände, in denen der Wahl-Römer Erfundenes und Erlebtes schildert - zum Beispiel in "Der römische Schneeball", "Der Fotograf von San Marco" oder "Der Dieb von Trastevere", in denen er über Italien und dessen Bewohner, aber auch seine Ausflüge in aller Welt berichtet. Mario Adorf liest am Freitag, 11. Juni, um 20 Uhr in der Europahalle. Dafür wird ein Buszubringerservice aus der Eifel eingerichtet: Bus 1: 17.45 Uhr Prüm Hahnplatz; 18.10 Uhr Waxweiler Ortsmitte, Bushaltestelle, 18.30 Uhr Neuerburg, ZOB Bus 2: 18 Uhr Prüm Hahnplatz, 18.15 Uhr Schönecken, ZOB, 18.40 Uhr Bitburg, Bedaplatz Bus 3: 17.45 Uhr Gerolstein Bhf., 18.10 Uhr Daun, ZOB, 18.50 Uhr Wittlich, ZOB. Wenn Sie ein Frühstück mit Mario Adorf am Samstag, 12. Juni, um 10.30 Uhr im Park Plaza gewinnen wollen, beantworten Sie bitte folgende Frage: Wie hat der Schauspieler seine Lebenserinnerungen überschrieben? Rufen Sie heute bis 0 Uhr unter 0190-151712 an, nennen Sie das Lösungswort, Ihren Namen, Ihre Anschrift und Telefonnummer. Fünf Leser des Trierischen Volksfreunds können den Weltstar dann aus nächster Nähe erleben.

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