Das Raum-Erlebnis als Attraktion

Die Antikenfestspiele im Sommer 2008 setzen auf populäres Repertoire und eine Aufsehen erregende, künstlerisch spannende Raum-Gestaltung im Amphitheater. In Sachen Wetter ist weiter das "Prinzip Hoffnung" angesagt.

Trier. Die Attraktion der Festspiele war zur Pressekonferenz eigens nach Trier angereist: HA Schult, Aktionskünstler aus Köln, einst "enfant terrible" und Feuilleton-Liebling, inzwischen ein durchaus etablierter Avantgardist. Und immer noch ein Schelm, der das langweilige Präsentations-Ritual mit originellen Sprüchen, aber auch interessanten Ansichten bereicherte - auch wenn bei der von ihm ausgerufenen Gedenkminute für seinen "Lieblings-Sponsor" Klaus Zumwinkel keiner so recht mittun wollte.

Mit prominenten Namen werden die Programmhefte diesmal ansonsten nicht aufwarten. Für die Titelrollen von Verdis Oper "Nabucco" und Sophokles' Tragödie "Antigone" kommen mit Mikolaj Zalasinski und Stephanie Eidt ausgewiesene Theater-Profis mit reichlich Erfahrung auf großen Bühnen - Publikumsmagneten qua Bekanntheitsgrad dürften sie freilich kaum sein. Im Musiktheater vertraut man endlich mal wieder Vera Wenkert eine Festspiel-Hauptrolle an, Gor Arsenian und Juri Zinovenko dürfen sich in größeren Partien von ihrem Trierer Publikum verabschieden. Ein besonderes Abschiedsfest dürfte auch die "Italienische Nacht" werden, der letzte große Auftritt des scheidenden GMD István Dénes, der auch die komplette Nabucco-Serie mit den verstärkten Trie-rer Philharmonikern dirigiert. Für sein "Grande Finale" haben sich illustre Gäste wie Franz Grundheber angesagt.

Die Regie bei der Oper übernimmt Hausherr Gerhard Weber selbst, die "Antigone" setzt Adelheid Müther in Szene, deren "Amphytrion" in den Kaiserthermen noch in bester Erinnerung ist. Es werde "aktuelle Bezüge zu Völkervertreibung, Flucht und Diktatur geben", kündigten Weber und sein Chef-Dramaturg Peter Oppermann an. Deshalb seien auch HA Schults berühmte "Trash People" als Ausstattung ausgewählt worden. Die aus Zivilisationsabfall geformte "Müll-Armee" hat weltweit auf illustren Plätzen in New York, Paris, Rom oder auf der Chinesischen Mauer Millionen von Zuschauern angezogen. Nach Trier wird eine Hundertschaft abgeordnet. Schult sieht sie als Symbol für die "Müll-Gesellschaft, in der wir leben". Seine Müll-Figuren würden "sicher noch einige deutsche Kanzler überleben", sagte der Künstler süffisant.

Hoffentlich sind sie auch regenfest. Denn dank des großzügigen finanziellen Engagements der Sparkasse gibt es zwar wieder die Tribüne auf den Rängen, die die Bespielung des kompletten Innenraums ermöglicht. Aber in Sachen Orchester-Überdachung ist man seit dem Vorjahres-Debakel nicht entscheidend weitergekommen. Provisorische Lösungen hätten sich als nicht praktikabel herausgestellt, erklärte Weber. Und eine dauerhafte Beseitigung des Problems koste Geld.

So entscheiden über den Erfolg der Festspiele nicht nur Verdi und Sophokles, sondern vorrangig Petrus. Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink bemühte sogar die "Wahrscheinlichkeitstheorie", um daraus abzuleiten, dass es nach dem Vorjahres-Regen im Juni einfach besseres Wetter geben müsse.

Zum Rahmenprogramm gehört neben dem traditionellen Antiken-Symposium an der Uni (8. Mai) diesmal auch die SWR-Sendung "Literatur im Foyer", die am 7. Mai in den Viehmarkt-Thermen aufgezeichnet wird.

Die 11. Antiken-Festspiele

Nabucco, Oper von Giuseppe Verdi. Premiere am 7. Juni, Vorstellungen am 12., 15. und 22. Juni. Bei Bedarf ist ein Zusatz-Termin geplant. Antigone, Tragödie von Sophokles, Übersetzung von Hölderlin in der Fassung von Martin Walser. Premiere am 14. Juni, Vorstellungen am 21. Juni, Vorstellungen am 21. und 27. Juni. Italienische Nacht. Festspielkonzert mit der "Treveris-Kantate" von István Dénes und Opern-Höhepunkten. Es singen das Trierer Ensemble sowie die Gäste Chariklia Mavropulou, Franz Grundheber und Karsten Mewes. 20. Juni. Alle Aufführungen finden um 21 Uhr im Amphitheater statt. bei schlechtem Wetter in der Arena. Das Festspiel-Büffet wird diesmal im Landesmuseum angeboten. Der Vorverkauf läuft, Karten gibt es diesmal über die Vorverkaufstellen von Ticket regional, unter anderem auch in den TV-Servicecentern Trier, Bitburg und Wittlich. Reservierungen und Infos: 0651/7181471 oder www.antikenfestspiele.de

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