Das Skizzenbuch ist immer dabei

PRÜM. (ER) Sie lebt und arbeitet für die Kunst und ein vereintes Europa. Mit der Kaiser-Lothar-Preisträgerin 2005 Edmée Schmittel wurde eine europäische Künstlerin der ersten Stunde geehrt.

"Es ist ganz einfach, fit zu bleiben", sagt sie und ihre Augen strahlen, "man muss einfach immer weiterarbeiten". Edmée Schmittels strahlende Augen fallen als erste auf. Selbst wenn sie lacht, ist es nicht ihr Mund, der die Hauptrolle spielt. Es sind die graublauen Augen, die das von weißen Locken eingerahmte Gesicht mit den feinen Lachfältchen zum Leuchten bringen. Keine Frage: Die Malerin und Zeichnerin aus Charleville, die gerade den Kaiser-Lothar Preis der Stadt Prüm erhalten hat, ist jung geblieben. Großzügigkeit, Lebensfreude und geistige Weite gehen von Edmée Schmittel aus und eine leise Ahnung, dass sie bisweilen den Kopf in den Wolken hat. Was Wunder, dass die Künstlerin auf die Frage, was ihr die französische Ardennen-Heimat bedeute, antwortet: "Vor allem ist es der Himmel." Den gewaltigen Himmel der Eifel-Ardennen Landschaft hat sie immer wieder gemalt. Und auch auf die Dörfer und Wälder in ihren Gemälden scheint sie von dort hinabzublicken. In Nantes, wohin die Familie aus Kriegsgründen evakuiert war, wurde die Künstlerin 1917 geboren. Schon das kleine Mädchen zeichnete gern.Kunst als Lebenselixier

"Wenn man mir einen Bleistift gab, habe ich ganze Hefte gefüllt." Bis heute hat die Malerin immer ein Skizzenbuch griffbereit in ihrer Handtasche. Die kunstsinnigen Eltern förderten die Begabung der Tochter und ließen ihr Zeichen- und Malunterricht geben. Später studierte sie an der berühmten Pariser Kunstakademie "La Grande Chaumière". 1945 kehrte Edmée Schmittel in die Ardennen zurück. Die Kunst wurde ihr Inhalt und Lebenselexier. Der Zeichnung blieb sie besonders verbunden. Als Gerichtszeichnerin faszinierte es sie, die wechselnden Stimmungen eines Gesichts in wenigen Strichen festzuhalten. "Ich konnte in den Gesichtern lesen, was in den Beklagten vorging", erinnert sie sich heute. Leichtigkeit und eine gewisse Zartheit bestimmen ihre Bilder, nicht der harte Zugriff, nicht die große dramatische Geste ist ihr Ding. Ob das weiblich sei? Kokett zuckt Edmée Schmittel mit den Schultern. Ihre Antwort verblüfft. "Ich glaube, das kommt aus der Zeit, in der ich Akte gezeichnet habe, da musste man schnell und diskret arbeiten." Edmée Schmittels Elan hat die Kunstszene ihrer Heimat und der Eifel Ardennen- Region maßgeblich mitbestimmt. 1985 wurd sie zur Präsidentin der "Union des Artists Ardennais" gewählt, an den Ausstellungen der EVBK beteiligt sie sich seit ihrer Gründung 1957. Auch sonst ist sie eine Europäerin der ersten Stunde. Wie ihr Mann, ein angesehener Anwalt und ehemaliger deutscher Kriegsgefangener, ist sie fest davon überzeugt: " Wir müssen Europa auf den Weg bringen." Ihr Ausdauertraining dafür ist vielfältig. Ausgedehnte sonntägliche Wanderungen von mindestens 25 Kilometern, Klettertouren und Skilaufen gehören ebenso dazu wie ihre Mitgliedschaft in regionalen historischen und wissenschaftlichen Gesellschaften. In Großmutters Fußstapfen tritt übrigens ihr Enkel, der Kunst studiert. "Die Leidenschaft hat eine Generation übersprungen", sagt lächelnd die Mutter eines Sohnes.

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