Das geht unter die Haut

Trier · Entblößt, gehäutet und hoffentlich gestärkt: Tanztheaterprojekt "Under your Skin" in der Tufa lässt niemanden unberührt.

 Als Kurde ist Ali Sheikhmous in seiner Heimat Syrien seiner Sprache beraubt und entrechtet. Marc-Bernhard Gleißner verleiht ihm seine Stimme, Tänzer Giovanni Zazzera (von links) bewegt beide. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Als Kurde ist Ali Sheikhmous in seiner Heimat Syrien seiner Sprache beraubt und entrechtet. Marc-Bernhard Gleißner verleiht ihm seine Stimme, Tänzer Giovanni Zazzera (von links) bewegt beide. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Foto: Mechthild Schneiders
 Saleh Al-Mohamad.

Saleh Al-Mohamad.

Foto: Mechthild Schneiders
 Alexander Kotz und Saleh Al-Mohamad.

Alexander Kotz und Saleh Al-Mohamad.

Foto: Mechthild Schneiders
 Saeed Hani.

Saeed Hani.

Foto: Mechthild Schneiders
 Saeed Hani.

Saeed Hani.

Foto: Mechthild Schneiders
 Fares Khalef.

Fares Khalef.

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 Fares Khalaf, Celine Horn.

Fares Khalaf, Celine Horn.

Foto: Mechthild Schneiders
 Noblet Dance Company.

Noblet Dance Company.

Foto: Mechthild Schneiders
 Alister Noblet.

Alister Noblet.

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 Celine Horn.

Celine Horn.

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 Javid Rasool.

Javid Rasool.

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 Javid Rasool.

Javid Rasool.

Foto: Mechthild Schneiders
 Ayumi Noblet.

Ayumi Noblet.

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 Ayumi Noblet, Saeed Hani.

Ayumi Noblet, Saeed Hani.

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 Noblet Dance Company.

Noblet Dance Company.

Foto: Mechthild Schneiders
 Giovanni Zazzera.

Giovanni Zazzera.

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 Giovanni Zazzera, Ali Sheikhmous, Marc-Bernhard Gleißner.

Giovanni Zazzera, Ali Sheikhmous, Marc-Bernhard Gleißner.

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 Giovanni Zazzera, Ali Sheikhmous, Marc-Bernhard Gleißner.

Giovanni Zazzera, Ali Sheikhmous, Marc-Bernhard Gleißner.

Foto: Mechthild Schneiders
 Robert Seipelt.

Robert Seipelt.

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 Hadi Fazly (Mitte stehend), Melanie Steeg, Alexander Kotz, Celine Horn, Marc-Bernhard Gleißner (von links).

Hadi Fazly (Mitte stehend), Melanie Steeg, Alexander Kotz, Celine Horn, Marc-Bernhard Gleißner (von links).

Foto: Mechthild Schneiders
 Hadi Fazly (Mitte stehend), Alexander Kotz, Melanie Steeg, Celine Horn, Marc-Bernhard Gleißner (von links).

Hadi Fazly (Mitte stehend), Alexander Kotz, Melanie Steeg, Celine Horn, Marc-Bernhard Gleißner (von links).

Foto: Mechthild Schneiders
 Christin Braband.

Christin Braband.

Foto: Mechthild Schneiders
 Ayumi Noblet.

Ayumi Noblet.

Foto: Mechthild Schneiders

In Berlin hat Intendantin Shirmin Langhoff im Maxim-Gorki-Theater ein "Exil Ensemble" mit geflüchteten Schauspielern gegründet. Trier ist da einen Schritt weiter: Hier erzählen die Flüchtlinge selbst ihre Geschichte, und die Schauspieler und Tänzer nähern sich ihnen an. Mit Ali Sheikhmous liefert ein Flüchtling aus Syrien sogar seine erste Regiearbeit ab.

Es sind ihre eigenen Erlebnisse der Flucht und ihrer Ursachen, die Sheikhmous, Saleh Al-Mohamad, Fares Khalaf, Hadi Fazly und Javid Rasool im Tanztheaterprojekt "Under your Skin" des Vereins Tanzkultour in der Trierer Tuchfabrik erzählen. Geschichten von Bedrohung, unvorstellbarer Gewalt und nicht endender Angst um das blanke Überleben, die die fünf Auftritt für Auftritt erneut durchleben. Ein unglaublicher Kraftakt. Da schluckt das Entsetzen die Worte, bricht die Stimme, fließen Tränen.

Dass die drei Syrer und zwei Afghanen in ihrer Muttersprache sprechen, macht das Stück authentisch, versetzt den Zuschauer in die gleiche hilflose Lage wie einen Flüchtling, wenn er in einem fremden Land ankommt und die Sprache nicht versteht. Dennoch ist das, was sie sagen, gut verständlich. Der Klang der Stimme, beredte Handbewegungen, gekrümmte Körper sprechen für sich. Ihre Gefühle werden sichtbar.

Im ausdrucksvollen Tanz der Noblet Dance Company (Christin Braband, Saeed Hani, Robert Seipelt, Giovanni Zazzera, Ayumi und Choreograph Alister Noblet). Und Marc-Bernhard Gleißner, Celine Horn, Alexander Kotz und Melanie Steeg vom studentischen Theater Kreuz & Quer setzen das Erlebte szenisch um.

Jede Geschichte ist anders, mal reine Übersetzung, mal Interview, mal Small Talk - individuell wie der Protagonist. Die Akteure verschmelzen zu einem Individuum. Es entstehen Bilder vor Augen, die unter die Haut gehen.

Der Dreiklang - Erzählung, Schauspiel, Tanz -, unterstützt von Videoprojektionen, erzeugt eine sehr ergreifende Atmosphäre für das Publikum, die niemand im Saal unberührt lässt. Das hier ist die ungeschönte Realität, keine erfundenen Geschichten auf dem Flatscreen im heimischen Wohnzimmer. Sie sind mittendrin, wenn Bomben fallen, Menschen bedroht und gequält werden. Und sie brauchen Zeit, das zu verdauen. Keiner, der sofort den Saal verlässt, dafür intensive Diskussionen mit Sitznachbarn und Akteuren.

Die Geflüchteten indes sind endlich angekommen. Sie haben sich entblößt, gehäutet, und sie gehen - hoffentlich - gestärkt daraus hervor.

Weitere Termine: 12. März, 19.30 Uhr, 12. April, 20 Uhr, in der Tufa Trier.

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