Das schizophrene Moment

Einen Beitrag zur Völkerverständigung mit Unterhaltungswert hat Steffen Möller vor rund 230 Polen-Kennern im großen Saal der Tufa geleistet. Der in Polen lebende Kabarettist erzählte aus seinem Leben, aus seinem Buch "Viva Polonia" und von seinen Erfahrungen.

Trier. (cofi) "Was willst du in Asien?" Steffen Möllers Freunde reagierten mit Verständnislosigkeit, als er seine Auswander-Pläne kommunizierte. In Wuppertal aufgewachsen, in Berlin studiert, nahm Möller im März 1993 an einem zweiwöchigen Sprachkurs in Krakau teil, 1994 zog es ihn ganz ins osteuropäische Nachbarland. Wen es von der Wupper dorthin verschlägt, der muss "ein wilder Typ" sein, doch Möller tritt eher akkurat frisiert und bedacht, statt mit schrägem Aussteiger-Charme auf die Bühne. Das schizophrene siebenfache Moment in der Sprache, die über sieben Deklinationen verfügt und damit auch vor Männer-Namen keinen Halt macht, scheint ihm nicht geschadet zu haben.14 Jahre Polen - Möller ist dort nicht nur ein Deutscher mit Migrationshintergrund, sondern ist dort populär wie Thomas Gottschalk in Deutschland. Ein Fernsehstar, der sinnigerweise ein Format wie "Wetten dass...?" moderiert und in einer Seifenoper einen Kartoffelbauern mimt. 14 Jahre Polen - Möller ist abergläubisch, gastfreundlich und höflicher geworden. Möller ist "polonisiert".

Die Polen, Polen-Freunde und -Kenner, die im Zuschauerraum der Tufa sitzen und vom 39-Jährigen den Spiegel vorgehalten bekommen, begegnen "Herrn Steffek" mit Lachen und Selbstironie. Aber Möller trifft den Nerv seines deutschen Publikums, das er auf seiner Lese- und Kabarett-Tour missionieren will. Nicht umsonst hat er das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste ums deutsch-polnische Verhältnis erhalten. Die Herzen der weiblichen Zuschauer erobert er - charmant und immer ein Kompliment einflechtend - nebenbei. In Polen "ist auch das dümmste Kompliment besser als keins".

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