Deep Purple kehrt zurück: 3500 Zuschauer feiern britische Hardrock-Legenden in der Arena Trier

Trier · Sie waren einmal die lauteste Band der Welt, zudem eine der inspirierendsten. Das liegt bei Deep Purple zwar gut vier Jahrzehnte zurück - aber auch heute kann man sich die legendäre britische Hardrock-Band noch gut anschauen. Deep Purple gastierte vor 3500 Zuschauern in der Arena Trier.

 Hände hoch, „Highway Star“: Deep-Purple-Sänger Ian Gillan und Gitarrist Steve Morse beim Auftritt in der Arena Trier. TV-Fotos (2): Andreas Feichtner

Hände hoch, „Highway Star“: Deep-Purple-Sänger Ian Gillan und Gitarrist Steve Morse beim Auftritt in der Arena Trier. TV-Fotos (2): Andreas Feichtner

Foto: (g_kultur

Es ist nur ein kleiner Gag, ein Wortspiel. Aber mit einem feinen Gespür für Größenwahn und Ewigkeit. Auf dem "Deep Purple in Rock"-Albumcover posieren die fünf britischen Musiker 1970 als Quasi-US-Präsidenten, in den berühmten Felsen gehauen am Mount Rushmore. Gillan, Blackmore, Paice, Glover und Lord - damals in ihren wilden Zwanzigern - statt Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln.

Deep Purple haben sich zurecht in Stein zeichnen lassen, in den Prä-Photoshop-Zeiten. Zu Beginn des Jahrzehnts werden sie zur vielleicht spannendsten Rockband der Welt. Weil sie, gemeinsam mit Black Sabbath, vieles vorwegnehmen, was Heavy Metal in vielen seiner Varianten später ausmachen wird. Mal aggressiv, fast brachial, energisch, gern auch spielerisch anspruchsvoll - und am liebsten voll auf die Ohren. In den 70ern schaffte es Deep Purple als lauteste Band der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde.

Viereinhalb Jahrzehnte später. Laut ist es auch in Trier, aber längst nicht mehr rekordverdächtig. Bevor Deep Purple den ersten Akkord spielt, sind die 3500 Rockfans in der Arena Trier - darunter viele Ü50er - auf Temperatur. Den Job haben die deutlich jüngeren Rival Sons souverän erledigt. Die Kalifornier spielen im nächsten Jahr als Vorband auf der Abschiedstour von Black Sabbath. Bands wie die Rival Sons sorgen dafür, dass harter Rock mit starkem 70er-Faible auch heute noch ziemlich frisch klingt.

Das kommt auch Deep Purple zugute. Von der "In Rock"-Besetzung sind aktuell noch Sänger Ian Gillan, Schlagzeuger Ian Paice und Bassist Roger Glover dabei. Keyboarder Don Airey ersetzte 2002 den vor drei Jahren verstorbenen Jon Lord. Und Gitarrist Richie Blackmore ist schon deutlich länger nicht mehr Teil der DP-Familie - auch wenn er im nächsten Jahr mit Songs seiner Bands Rainbow und Deep Purple auf Tour geht (Monsters of Rock, Loreley, 17. Juni). Deep Purple hat aber seit über 20 Jahren mit Steve Morse ebenfalls einen Weltklasse-Gitarristen an Bord.An Qualität nichts verloren

 Hände hoch, „Highway Star“: Deep-Purple-Sänger Ian Gillan und Gitarrist Steve Morse beim Auftritt in der Arena Trier. TV-Fotos (2): Andreas Feichtner

Hände hoch, „Highway Star“: Deep-Purple-Sänger Ian Gillan und Gitarrist Steve Morse beim Auftritt in der Arena Trier. TV-Fotos (2): Andreas Feichtner

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Dass an musikalischer Qualität nichts verloren gegangen ist, das ist eine zentrale Botschaft, die Deep Purple bei den Liveshows unter die Leute bringt. Gillan, inzwischen 70, schraubt sich nicht mehr so spielerisch in die höchsten Tönen, deswegen gibt's den Über-Song "Child in Time" seit Jahren nicht mehr live zu hören. Aber das, was Gillan singen will, kann er auch singen.

Und das geht beim knapp zweistündigen Konzert gleich mal zackig los: "Highway Star" zum Auftakt, gefolgt von "Bloodsucker", "Hard Lovin' Man" und "Strange Kind of Woman". Zu einer bloßen Zeitreise in die frühen 70er samt Nostalgiebescherung wird es dennoch nicht. Klar, Deep Purple hat nicht mehr die Dringlichkeit von einst. Wenn bei einer Version von "Space Truckin'" früher von Blackmore die halbe Bühne in Flammen gesetzt wurde, dann scheint das heute in Trier unendlich weit entfernt. Aber auch die aufgeräumte Show ohne Hang zu Überraschungen hat ihren Reiz ( Im zweiten Teil des Schlagzeug-Solos sorgt Ian Paice mit blinkenden Drumsticks für die Lichtshow). Auf Aireys Keyboardsolo mit Improvisationen über die deusche Nationalhymne folgt ein knackiger Endspurt: "Perfect Strangers", "Space Truckin'", dann "Smoke on the Water" mit dem markanten Gitarrenriff und als Zugaben die Hits "Hush" und "Black Night". Damit endet dann vielleicht kein denkwürdiger Abend. Aber ein Abend mit einer denkwürdigen Rockband.

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