Demut und Meditation

Echternach. (gkl) Das Lindsay String Quartett ist einer der renommiertesten kammermusikalischen Botschafter der britischen Inseln in der Welt. Mit einem Haydn-Programm waren sie bei den Echternacher Festspielen zu Gast.

Es wollte eigentlich so gar nicht passen, das Kammerkonzert des "Lindsay String Quartett" in der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter und Paul in Echternach. Auf dem Programm stand von Joseph Haydn neben dem Streichquartett Opus 20, Nr. 2 die Quartettfassung der "Sieben letzen Worte unseres Erlösers am Kreuz", Hob. XX:1. Ein warmer Sommertag und dann Passionsmusik dazu? Als Peter Cropper und Ronald Birks (Violine), der Bratschist Robin Ireland und Bernhard Gregor-Smith am Cello die ersten Töne erklingen ließen, war auch für die Konzertbesucher, denen Haydns Passionswerk nicht bekannt war, klar: Das Ensemble hatte das Programm umgestellt. Ohne Vorwarnung ging es auf direktem Wege nach Golgata, mitten hinein in die letzten Lebensstunden des zum Tode verurteilten Erlösers. Man muss dem Komponisten dafür danken, dass er neben der originalen Fassung für Sinfonieorchester auch eine Version für Streichquartett hinterlassen hat, zumindest wenn man das Werk in der Interpretation des Lindsay Quartett gehört hat. Demut ist das einzige Prädikat, das der Darstellung gerecht wird. Demut des Komponisten vor dem Sujet, Demut der Interpreten vor dem Werk. Haydn unterstreicht vor allem den Trost, der in den letzten Worten Jesu steckt. Aber in erster Linie ist es Trost, den Haydn auch in der Todesstunde von Jesus ausgehen sieht. All das wurde von den vier Musikern in vorbildlicher, ergreifender Form in klingende Musik umgesetzt. Welche Qualität das gebotene hatte, mag die Tatsache verdeutlichen, dass schon zur Pause den Musikern mit stehenden Ovationen gedankt wurde. Doch die Pause war das Ende. Überrascht vernahmen es die Besucher von der Festspielleitung. Grund war ein Missverständnis zwischen der Intendanz, den Musikern und der Agentur des Ensembles. Offensichtlich war dem Quartett nicht mitgeteilt worden, dass zwei Werke für den Abend vorgesehen waren. Aber es gab keine bösen Gesichter, es gab keine Unmutsäußerungen. Es war gut so. Missverständnisse können auch ihr Gutes haben.

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