Der Ball ist bunt

TRIER. In der Ausstellungshalle der Europäischen Kunstakademie wird sich im WM-Sommer alles um den Ball drehen. Der TV präsentiert die "Aktion Ballkünstler" mit Live-Übertragungen der WM-Spiele, Kulturprogramm und Partystimmung.

Eigentlich ist die WM längst entschieden. Schon zwei Monate vor Beginn. Das findet zumindest der Düsseldorfer Künstler Volker Altrichter, der in der Europäischen Kunstakademie (EKA) in Trier schon mal den Zeitraffer anwirft: Kahn spielt nicht. Wörns kehrt in die Rumpel-Defensive zurück. Hilft aber alles nichts: Deutschland verabschiedet sich nach der Vorrunde aus dem Wettbewerb, prophezeit Altrichter. Und am Ende feiert ein Nachbarstaat den WM-Titel: die Schweiz. Da dürfte sich Bad Bertrich als WM-Quartier der Eidgenossen freuen. Den Rest der Fußball-Republik dürfte es zumindest wundern. Sensationen gehören eben zum Fußball. Zur Kunst sowieso. Dass sich die Europäische Kunstakademie in Trier bei der Fußball-WM zum Leistungsträger aufschwingen wird, kommt für manche Kick-Freunde einigermaßen überraschend: Die Ausstellungshalle in der Aachener Straße soll während der WM der Treffpunkt werden in Trier. Dank einer 22-Quadratmeter-Großleinwand und - natürlich - jeder Menge Ballkunst jenseits der Grasnarbe. Die Ausstellungs-Halle wird auf Ballkunst getrimmt. Sie wird zur "EKA-Arena", wenn man so will: die Halle wird abgedunkelt, 500 Quadratmeter Kunstrasen werden verlegt. Die Fußball- und/oder Kunst-Fans sitzen bei den Spielen zudem nicht auf profanen Plastikstühlen, sondern auf einer eigens aufgebauten Tribüne, die 100 bis 150 Leuten Platz bieten soll. Klein-Schalke in Trier-West. Dort werden alle Länderspiele gezeigt, die von ARD und ZDF übertragen werden. Aber "Ballkünstler" soll viel mehr sein als kollektives Großleinwand-Starren auf kunstgräsernem Boden. "Das Projekt wird Ehen retten", verspricht etwa Hiltrud Zock vom kooperierenden "Agenturhaus". Die ERA soll der Treffpunkt in Trier werden bei der WM. Wem das Spiel gerade zu dröge ist, geht vor die Tür und setzt sich in den Biergarten. Oder er schaut sich Installationen zum Thema WM an. Derzeit wird in der Akademie eifrig an den Installationen gearbeitet. So huldigt der Berliner Martin Mohr dem "Fußballgott", dem er "einen kleinen Dienst erweisen will". Als Kreuz dient ein aufgeschnittener Fußball. Volker Altrichter spielt in seiner Installation "Final" dagegen mit indianischen Traditionen des Ballsports. Der Düsseldorfer Sven Büngener kündigt zudem an, dass "Trier die Eröffnungsfeier bekommen wird, die in Berlin abgesagt wurde": "Irgendwas mit Flugobjekten", will er erstellen: "Es wird leuchten und scheppern." Ein "vollkommen irres Projekt" verspricht Ralf Kotschka, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Gabriele Lohberg, die Leiterin der Akademie, ist zudem ein Beispiel, dass Kunst und Fußball nicht nur zusammengehören, weil gerade die WM im Lande ist: Die Kunsthistorikerin ist bekennender Fußball-Fan. Der Ball rollt auch in die Innenstadt. 1000 Bälle sollen umgestaltet werden. Es soll die weltweit größte Sammlung künstlerischer Bälle entstehen. Zu sehen sein wird das "Kunstleder" in den Schaufenstern der Innenstadt. Kunstleder: Der gestaltete Ball des Düsseldorfers Volker Altrichter. Foto: Andreas Feichtner

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