Der Besuch der alten Freunde

Bekannte Klassiker mit langen Soli in dicker Luft: Nicht mal ein Jahr nach ihrem letzten Konzert vor Ort ging die Rocklegende Wishbone Ash im ausverkauften Ducsaal wieder auf Zeitreise.

 Mittendrin statt nur dabei: Näher als im Ducsaal kann man Wishbone Ash wohl kaum erleben. TV-Foto: Frank Göbel

Mittendrin statt nur dabei: Näher als im Ducsaal kann man Wishbone Ash wohl kaum erleben. TV-Foto: Frank Göbel

Freudenburg. The same procedure as every year: Der Ducsaal in Freudenburg ist gefüllt mit Rockfans, die mit der Rocklegende Wishbone Ash alte Freunde erwarten. Vor nicht mal zwölf Monate standen Andy Powell mit seinem "Zweitgitarristen" Muddy Manninen und Bassisten Bob Skeat das letzte Mal auf der kleinen Bühne in Freudenburg. Als er mit seiner Combo die kleine Bühne betritt, hat er sogar die gleiche Sonnenbrille an wie letztes Jahr, und begrüßt erstmal bekannte Gesichter im Publikum. Zwar wirbelt diesmal ein anderer Drummer die Stöcke über die Felle, dies ist für die britischen Musiker aber kein Stilbruch: Ständige Umbesetzungen gehörten schon immer zum Konzept der Band, die ihre Traditionen zwar pflegt, im Gegensatz zu anderen Bands aber nicht wie religiöse Gebote betrachtet. So ist Powell als einziges Gründungsmitglied seit 1970 dabei und veröffentlichte unter dem legendären Namen sogar zwei ziemlich elektronische Alben. Mit derlei Experimenten hält man sich allerdings heute nicht auf, auch wenn per Sequenzer hier und da einige moderne Schnipsel eingefügt werden. Das Programm ist gespickt mit vielen Klassikern, die die Fans so lieben und die Powell und Manninen reichlich Gelegenheit zu den berühmten pfeilschnellen Gitarrenparts geben. Die Idee, mit zwei Leadgitarren parallel zu spielen, war in den Siebzigern eine bahnbrechende Innovation, die viele andere Bands inspiriert hat. Und immer noch gleiten die Finger wieselflink über die Saiten in den ellenlangen Passagen, bei denen sich die Instrumente zeitweise unisono überlagern, dann wieder voneinander entfernen, um sich kleine Duelle zu liefern, und dann wieder zusammenzufinden. Der immerjunge Powell ist dabei so gut bei Stimme wie noch nie und intoniert routiniert, aber mit freundlicher Hingabe vor allem Klassiker vom dritten Studioalbum "Argus", das seinerzeit gar von einem englischen Musikmagazin zur "Platte des Jahres" gekürt wurde. So erklingen "Warrior", "Sometime World" und "Throw Down The Sword" vom leicht folkig angehauchten Konzeptalbum. Programm mit 80er-Jahre-Hits

Dabei ist das Programm aber gespickt mit Werken der Achtziger, am Ende gibt's den Mitsinger "Living Proof" sowie, das ist nun doch schon fast unumstößliche Regel, das komplexe "Phoenix": ein fast schon Progmetal-Stück mit vielen unterschiedlichen Passagen, das den Abschluss vor den Zugaben bildet. Die werden natürlich lautstark gefordert vom begeisterten Publikum: Die Wishbone-Ash-Konzerte im Ducsaal sind definitiv ein Höhepunkt des lokalen Rockjahres, vor allem dank der Architketur des Raumes, die es erlaubt, den Rockheroen ganz nah zu sein und ihnen auch mal von oben und von hinten beim Spielen zuzusehen. Allerdings muss man auf der Balustrade ganz schön dicke Luft aushalten: Seit der Verbannung der Raucher auf die Sofas vor der Tür gibt's die Gerüche "ehrlicher Rockarbeit" ganz ungefiltert. Solange keiner ein Schwitzverbot erlässt.

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