Der Charme der Donau-Monarchie

KRÖV. (gkl) Neujahrskonzerte haben ihren ganz eigenen Charme, ihren eigenen Charakter, dem seit vielen Jahren immer mehr Menschen erliegen. Das neue Jahr, was es auch bringen möge, wird mit leichter Kost aus der schweren Klassik begrüßt. Das Publikum ist viel eher bereit, sich entspannt zurückzulehnen und sich, im besten Sinne des Wortes, unterhalten zu lassen.

In der Kröver Weinbrunnenhalle waren es die Freunde und Förderer der "Mosel Festwochen", die mit dem Johann-Strauß-Orchester aus Budapest unter der Leitung von Alexander Maschat das gerade begonnene Jahr einläuteten. Sie verschafften der Halle damit eine Premiere. Denn ein ausverkauftes Haus zu einem klassischen Konzert hatte man in Kröv noch nicht erlebt. Ein opulentes Programm, moderiert von Peter Jochen Degen vom SWR, hatten die Musiker mitgebracht, angefangen bei George Bizet über Giuseppe Verdi und Robert Stolz bis natürlich zu Johann Strauß junior, der selbstredend nicht fehlen durfte.Trotz aller Unterhaltung kein Verzicht auf Qualität

Von der ersten Note an, Franz von Suppé hatte sich mit dem Marsch aus "Fatinitza" und der Ouvertüre zu "Die schöne Galathée" zur Verfügung gestellt, zeigten Maschat und seine Budapester Musiker, dass sie bei allem Unterhaltungswert ihres Tuns nicht vorhatten, auf Qualität zu verzichten. Schwungvoll und intonatorisch sauber erklangen die Werke, musikalisch korrekt, dabei aber eine gute Portion des Donaumonarchie-Charakters nicht vergessend, füllte sich die Halle mit unbeschwerten Klängen.Natürlich gehören auch Solisten zu einem solchen Abend. Klanggewaltig erschien Stefan Ziers, als er Verdis "La donna è mobile" und Emmerich Kálmáns "Grüß mir mein Wien" intonierte. Die beachtliche Leistung des Solisten der Mainzer Hofsänger wurde aber übertroffen von Raissa Tscheptscherenko. Wie aus dem Nichts zauberte die Sopranistin ihre Töne in den höchsten Lagen, ließ sie gewaltig anschwellen und nahm sie ohne jede Unsicherheit wieder zurück. Eine große Bühnenstimme, die sich hier präsentierte.Ein musikalisch beeindruckender Abend

Es war ein musikalisch beeindruckender Abend, den die guten Geister der "Mosel Festwochen" ihrem Publikum und der Gemeinde Kröv bescherten, bei dem man kleinere Pannen nicht überbewerten sollte. Man wird für die Zukunft eine bessere Sitzordnung finden, bei der keine Säulen im Wege sind, und für das Spülen der Gläser nach der Pause wird man sicherlich auch eine geräuschärmere Lösung finden. Dem Gesamteindruck und der Begeisterung des Publikums - es erklatschte sich drei Zugaben - tat es keinen Abbruch.

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