Der Charme des Neuen

Ab Mitte nächsten Jahres übernimmt er die wichtigste Funktion im Musikleben der Region Trier: Victor Puhl wird Generalmusikdirektor der Trierer Philharmoniker. Nun besuchte der Franzose erstmals seine künftige Wirkungsstätte - und kam dabei gut an.

 Stippvisite am neuen Arbeitsplatz: Generalmusikdirektor in spe Victor Puhl. TV-Foto: Dieter Lintz

Stippvisite am neuen Arbeitsplatz: Generalmusikdirektor in spe Victor Puhl. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Bis vor zehn Wochen war Victor Puhl noch nie in Trier. Kurios für einen, der aus Metz stammt. "Klar", er habe gewusst, dass es da diese Partnerstadt gibt. Aber zu einem Besuch kam es nicht. Jetzt findet er die Stadt "einfach toll".Was die Ausstrahlung und den einnehmenden Akzent angeht, wird sich das Trierer Publikum nicht umstellen müssen. Auf die ungarische Liebenswürdigkeit von István Dénes folgt nahtlos der französische Charme seines Nachfolgers. Puhl klingt etwas leiser, aber wohl nur, weil ihm eine heftige Erkältung auf die Stimmbänder geschlagen ist. Mit der mühsamen Vorgeschichte seiner Berufung hat er sich wenig beschäftigt. Warum auch, er war daran ja nicht beteiligt. Ansonsten wirkt er wie einer, der sich auch außerhalb der Musik gut zurechtfindet. Quattropole, Großregion, freiwillige Ausgaben, Haushaltskonsolidierung - Puhl geht derart selbstverständlich mit solchen Begriffen um, dass sofort deutlich wird: Hier ist kein versonnener Künstler aus dem Elfenbeinturm am Werk. "Die Realität der Finanzen ist mir absolut bewusst", sagt er. Ob er wirklich weiß, wie ernst die Lage vor dem Hintergrund der aktuellen Einspar-Vorgaben im Trierer Haushalt ist, ist nicht ganz klar. Das Orchester hat ihn bereits davon überzeugt, dass ein neuer Probenraum unabdingbar ist. Aber was bleibt davon, wenn in den nächsten Wochen im Theater das Heulen und Zähneknirschen ausbricht angesichts der Erkenntnis, wie tiefgreifend sich die Sparzwänge auswirken könnten?Aber auch damit kennt sich Victor Puhl aus. In Potsdam hat man ihm einst ein erfolgreiches Sinfonie-Orchester quasi unterm Taktstock weggespart. So schlimm wird es in Trier wohl nicht kommen. Aber der 42-Jährige weiß: "Wenn man Geld braucht, dann muss man einfach mit Ideen überzeugen". Oder vorhandene Ideen besser verkaufen. Die Arbeit mit Schülern und Jugendlichen sei beim Trierer Orchester "sehr erfreulich, vor allem aufgrund des persönlichen Engagements der Musiker". Bei der Jugendarbeit und den Familien-Angeboten möchte er noch zulegen, wenn möglich mit der Hilfe von Sponsoren. Die Arbeit vor Ort ist ihm wichtiger als der Vergleich mit dem Luxemburger Konzert-Giganten Philharmonie. "Wir haben keine Chance, wenn wir da die Konkurrenz suchen", vermutet er realistisch. Dann doch lieber "eigene Akzente". Diese eigenen Akzente werden des häufigeren französisch klingen. "Natürlich" werde sein Konzertprogramm einen frankophilen Einschlag haben. Aber er will auch Nischen schaffen für populäre "Crossover-Geschichten". Er hat mit Techno-DJ's und Flamenco-Gruppen gearbeitet, Beatles-Konzerte mit Rockbands organisiert. Daraus könnte eine eigene Reihe mit Sonderkonzerten werden, denn dem Stil-Mix im Rahmen klassischer Sinfonie-Konzerte kann er wenig abgewinnen. Antikenfestspiele? Viel kann er da noch nicht sagen. Seit er das Amphitheater besichtigt hat, ist ihm klar, "dass die Festspiele dort bleiben sollten". Thematisch, meint er, dürfe man "die Antike ruhig etwas breiter anlegen". All zu konkret klingt das nicht, ebenso wie die Aussagen zum Musiktheater, bei dem er mehr Verantwortung übernehmen soll. Aber bis zum Amtsantritt im Herbst 2008 ist ja noch Zeit.

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