Der Dinosaurier-Effekt

Denkmalschutz ist wichtig. Wenn es keine Instanz gibt, die Bewahrenswertes vor dem Zugriff kurzfristiger Interessen schützt, dann stehen elementare Kulturgüter auf dem Spiel. Der Markt oder die Politik können das nicht richten, weil ihnen das Gefühl für oder die Fähigkeit zur Nachhaltigkeit fehlen.

Aber Denkmalschutz ist kein Selbstzweck, den unanfechtbare Koryphäen im Auftrag einer höheren Macht exerzieren. Er muss sich den gesellschaftlichen Realitäten stellen, abwägen, Kompromisse machen. Und er muss überzeugen. Ein Denkmalschutz, den die Menschen stören und der am liebsten einen Zaun um seine historischen Biotope errichten würde, ist nicht zeitgemäß. Wer nach der Devise "lieber verfallen lassen als Veränderungen zulassen" handelt, verspielt jene Akzeptanz, die kulturelle Institutionen in Zeiten knapper Ressourcen brauchen. "Burgen, Schlösser, Altertümer" hat in den letzten Jahren vorbildlich demonstriert, wie man historische Substanz sorgsam behandeln und trotzdem stärker für die Menschen der Gegenwart in Wert setzen kann. Wer so mit Denkmälern umgeht, gefährdet nicht den Denkmalschutz, er verschafft ihm eine Überlebenschance. Sture Beharrung hingegen zieht über kurz oder lang den Dinosaurier-Effekt nach sich. Anders formuliert: Ein museales Verständnis von Denkmalschutz führt zwingend in den Schwachsinn der Abschaffung und Privatisierung. Das Land Rheinland-Pfalz hat in den letzten Jahren in Sachen Erhalt der historischen Substanz eine kluge Politik gemacht. Die Verantwortlichen wären dumm, wenn sie diese Linie dem Getöse aus einem Landesamt opfern würden. d.lintz@volksfreund.de

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