Der Gnadenstoß für die Antikenfestspiele

Es wird im Jahr 2009 keine Antikenfestspiele in Trier geben. Oberbürgermeister Klaus Jensen und seine Dezernenten sehen keine Chance mehr, die Festspiele im nächsten Jahr zu einem Erfolg machen zu können, und zogen gestern die Notbremse.

Trier. Es war mit Sicherheit kein leichter Gang für den Kulturdezernenten. Ulrich Holkenbrink selbst präsentierte dem Stadtvorstand in seiner Montagssitzung den Vorschlag, die Antikenfestspiele 2009 auszusetzen und bereits jetzt mit den Vorbereitungen für das Festival im Sommer 2010 zu beginnen. Es gebe vermehrt Anzeichen, die Festspiele 2009 nicht erfolgreich veranstalten zu können, heißt es in einer Mitteilung des Presseamts, die gestern Abend in der TV-Redaktion eintraf.

Die weitere Begründung: Das von den finanziellen Zwängen geprägte Programmangebot und die Diskussion über das Amphitheater als Spielstätte hätten zu einer allgemein spürbaren Verunsicherung, "auch bei den Sponsoren", geführt. Außerdem habe die öffentliche Diskussion "wenig dazu beigetragen, ein positives Stimmungsbild für die Antikenfestspiele 2009 zu erzeugen".

Für ein derartiges positives Stimmungsbild gab es absolut keinen Anlass. Der Stadtrat hatte das Konzept für die Spiele 2009 zwar in seiner November-Sitzung beschlossen, aber die Diskussion war wie so oft geprägt von harten Vorwürfen in Richtung des Kulturdezernenten. Von "Chaos" und "Missmanagement" (Peter Spang, SPD) war die Rede.

Als dann schließlich das Programm 2009 präsentiert wurde, war von einem "positiven Stimmungsbild" erst recht keine Rede mehr. Eine neu inszenierte Nabucco-Wiederholung in neuem Gewand, das ukrainische Staatsballett mit "Spartacus" und ein "Ben Hur"-Stummfilm-Konzert - sogar die Industrie- und Handelskammer meldete sich und betonte, dieses Programm erfülle die Mindestanforderungen für "richtige" Festspiele nicht.

Von der IHK stammt auch die Forderung, die Antikenfestspiele 2009 auszusetzen und sich mit Vollgas um eine Wiederauferstehung 2010 zu kümmern. Das sieht der Stadtvorstand offenbar nicht anders. Man sehe die Möglichkeit, mit zusätzlichen Mitteln eine qualitative Steigerung des Programms zu erzielen, heißt es in der Mitteilung. Dieses soll bereits im Frühjahr präsentiert werden. Weder Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink noch Oberbürgermeister Klaus Jensen waren gestern Abend für eine direkte Stellungnahme zu erreichen.

Meinung

Absolutes Armutszeugnis

Völlig unglaublich: Anstatt das totale planerische und strukturelle Versagen einzugestehen, lassen der Stadtvorstand und vor allem Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink mitteilen, ohne ein "positives Stimmungsbild" müssten die Antikenfestspiele zwangsläufig gegen die Wand fahren. Doch ein solches Stimmungsbild setzt Leistungen, Kühnheit in der Planung und Souveränität in deren Umsetzung voraus. Insbesondere Holkenbrink fehlten die Kompetenz und der notwendige starke Wille, die Festspiele auf eine stabile planerische Basis zu stellen. Eine Panne jagte die Nächste, in zahllosen Ratssitzungen hagelte es Kritik. Doch es änderte sich nichts. Das zusammengeschusterte Programm 2009 war eine Notlösung, auf die man in der Tat gut verzichten kann. j.pistorius@volksfreund.de

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