Der Großmeister in Topform - Sting spielt vor 6000 Fans in der Luxemburger Rockhal (Fotos)

Esch-sur-Alzette · Gordon Sumner alias Sting spielt in Luxemburg seine besten Songs zusammen mit einer Weltklasseband. Der Mann ist mittlerweile 65, aber das interessiert niemanden.

Muss ich die Vorband wirklich sehen? Ach nein, lieber noch ein Bier im Foyer. Wer mit dieser nicht unbedingt seltenen Haltung zu einem Konzert der aktuellen Tour von Gordon Sumner alias Sting auftaucht, geht ein Risiko ein. Denn während The Last Bandoleros auf der Bühne der mit 6000 Fans ausverkauften Rockhal im luxemburgischen Esch die Vorfreude auf den Hauptakt des Abends schüren, taucht der Großmeister plötzlich selbst im Licht der Scheinwerfer auf.

Ein Raunen geht durch die Masse und wird zum Jubel. Sting singt einen Song mit den Bandoleros und meint danach nur pragmatisch: "Wir machen jetzt zehn Minuten Pause und sehen uns deshalb in - zehn Minuten."
Diese lässige Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Publikum und vor allem mit sich selbst prägt dann den Rest eines außergewöhnlichen und großartigen Abends mit einem der ganz Großen der Popmusik. Der heute 65-jährige Sting hat Ende der 70er zusammen mit Andy Summers und Stewart Copeland in London die Band The Police gegründet und mit ihr Songs erschaffen, die bis heute in den Synapsen zahlloser Fans fest verankert sind. The Police ist Geschichte, Sting dagegen nicht. Ganz im Gegenteil: Der Mann ist in herausragend guter Form.

Im simplen T-Shirt steht er auf der Bühne der Rockhal, seinen alten Bass in den Armen. Große Reden gibt es nicht, er lässt seine Musik sprechen. Zwar soll seine Tour natürlich das aktuelle Album "57th & 9th" ins Bewusstsein der Massen bringen, aber diese neuen Stücke sind eher wohlwollend registrierte Randerscheinungen an einem Abend, der Stings große Songs zusammen mit The Police und als Solokünstler in neu arrangierten Versionen feiert.
Schon früh kommt "Englishman in New York", ein unglaublicherweise 30 Jahre alter Song. Zwei Dinge fallen auf. Nummer eins: Die Stimme des 65-Jährigen ist so souverän, druckvoll und reich an Farben und Varianten wie zu seinen besten Zeiten. Nummer zwei: Stings Band spielt einen klassisch-rockigen Background auf Weltklasseniveau, allen voran Dominic Miller, einer der besten Gitarristen der Welt.

Sting bietet den Fans einen Best-of-Abend, dem nichts fehlt. Wunderschön melancholisch in "Fields of Gold", langsam beginnend und dann explodierend in "So lonely", jeden einzelnen Zuhörer in Bewegung versetzend mit "Message in a Bottle" und einer langen Version von "Roxanne" in Kombination mit Bill Withers' "Ain't no sunshine". Das Publikum spürt: Dieser Abend bleibt. Am Schluss kommt "Every Breath you take" von The Police, Stings wohl berühmtester Song.

Einmal spricht er doch zu den Fans. "Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen meine Katze mein einziger Zuhörer war", sagt Sting. "Heute kennt Luxemburg all meine Songs." So ist es. Und nicht nur Luxemburg. "Außerdem hörte damals ein kleines Kind namens Joe zu."
Das Kind von damals, Stings Sohn Joe Sumner, ist heute 40, selbst Profimusiker und steht am Samstagabend in Luxemburg mit auf der Bühne.
Er singt "Ashes to Ashes" als Hommage an den 2016 verstorbenen David Bowie. Auch er war einer der ganz Großen.

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