Der Herzog und die Diva

Die große Dame der Mischung aus Oper und Jazz, Jessye Norman, hat am Samstag in der Philharmonie Luxemburg gastiert. Vor ausverkauftem Haus begeisterte sie mit ihrer Sopranstimme und einer großartigen Band.

Luxemburg. (ves) In der Philharmonie Luxemburg ist es am Samstagabend stockdunkel. Aus der Ferne erklingt eine Trompete. Und dann ist sie da: diese alles übertönende Sopranstimme von Jessye Norman, die "David Danced" singt. Sie füllt den Raum der ausverkauften Philharmonie vollständig aus.

Doch als beim Instrumentalstück "Praise God" endlich das Licht angeht, sehen die Zuschauer, dass Jessye Norman noch gar nicht auf der Bühne steht. Hinter den Kulissen hat sie das erste Stück von Edward Kennedy "Duke" Ellington gesungen. Und dennoch erfüllte ihre Stimme das "Grand Auditorium". Als Jessye Norman dann beim zweiten Stück die Bühne betritt, ist die 63-jährige Afroamerikanerin von der ersten Sekunde an durch und durch Diva. Mit ihrem schwarzen Paillettenkleid, der königsblauen Robe und der schwarzen Lockenmähne steht sie im Spotlicht und singt "In the beginning God".

Jessye Norman, die früher ausschließlich Opern sang und erst später zu Liedern und zum Jazz wechselte, bringt mit ihrer durchdringenden Sopranstimme eine ganz eigene Farbe in Ellingtons Jazz-Musik. Sie macht sich jedes einzelne Wort zu eigen und spielt mit der Aussprache. In einem Sprechgesang zählt sie bei "In the beginning God" inklusive Comedy auf, was am Anfang Gottes alles nicht da war: "No headache - no aspirins, no bodyguards - no credit cards, no pedestrians - no carriage trains." (Keine Kopfschmerzen - kein Aspirin, keine Leibwächter - keine Kreditkarten, keine Fußgänger - keine Lastwagen.) Dabei kostet sie jedes Wort aus und spielt mit ihrer Stimme und der Intonation.

Lautes Lachen ertönt mitten in ihren Liedern



Jede Bewegung wirkt bei ihr glamoröus und divenhaft - die 63 Jahre, die Norman alt ist, sind ihr nur anzumerken, wenn sie sich den Weg auf die Bühne bahnt. Doch sobald die Musik erklingt, scheinen alle Laufschwierigkeiten beseitigt. Der Spaß an der Musik verleitet sie immer wieder zu strahlendem Lächeln und lautem Lachen mitten in den Liedern. Und dennoch ist die Diva charmant genug, ihrer großartigen Band genügend Raum zu geben. In den zahlreichen Instrumentalstücken stellen Mark Markham (Piano), Ira Coleman (Bass), Mike Lovatt (Trompete) und Lewis Nash (Schlagzeug) ihr Können unter Beweis.

Der Programmtitel "The Duke and the Diva" (Der Herzog und die Diva) trifft an diesem Abend doppelt zu: Zum einen lautet Ellingtons Spitzname "Duke", zum anderen saß am Samstagabend auch Großherzog Henri von Luxemburg im Publikum. Doch die einzigartige Diva ist und bleibt Jessye Norman.

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