Der James Last des Rock

Gut 900 Zuschauer haben sich in Morbach die legendäre Band von Manfred Mann angesehen. Sie bekamen genau das, was sie erwartet hatten: spielfreudige Interpretationen von Springsteen, Dylan und anderen. Präsentiert wurde das Konzert vom Trierischen Volksfreund.

Morbach. (fgg) Das werden die Fans jetzt nicht wirklich wahrhaben wollen, aber Manfred Mann und James Last haben eine ganze Menge gemeinsam: Beide sind klassisch ausgebildete Musiker, die sicherlich hochkomplexe Musik machen könnten - wenn sie nur wollten. Beide haben einige Achtungserfolge mit Eigenkompositionen erzielt, bald aber festgestellt, dass es weder gegen ihre Würde noch gegen ihr Portemonnaie geht, sich völlig nach dem Massengeschmack zu richten, gerne auch mit schmissigen Coverversionen von Werken anderer Künstler.

Beim Konzert der "Manfred Mann's Earth Band", das die Morbacher Baldenauhalle mit gut 900 Besuchern ordentlich füllt, stehen allein drei Stücke von Bruce Springsteens Debütalbum "Greetings From Ashbury Park" auf dem Programm: "Spirits In The Night" eröffnet den Abend, und "For You" ist eine Zugabe, dazwischen gibt es noch "Blinded By The Light".

Im Gegensatz zu Klassik und Jazz hegt man im Rock ja oft Vorbehalte gegenüber Coverversionen: Gerne wird dem ausführenden Künstler unterstellt, auf einfache Weise berühmt oder reich werden zu wollen (obwohl gerade Letzteres bei den anfallenden hohen Tantiemen eher ausgeschlossen ist).

Die pure Lust am Ohrwurm



Allerdings können hintersinnige Coverversionen das Original um einige Dimensionen erweitern. Die Mann-Versionen machen das aber nur begrenzt, holen aus den zugrundeliegenden Songs meist nichts heraus als - immerhin - die pure Lust am mitsingbaren Ohrwurm. So wirkt der "Redemption Song", mit dem Bob Marley seinem Krebstod ins Auge sah, in Morbach seiner Tiefe beraubt. Und wenn in Springsteens poppiger Malocher-Fantasie "Dancing In The Dark" der aktuelle Sänger Noel McCalla klagt, beim Blick in den Spiegel "Kleidung, Frisur und Gesicht" wechseln zu wollen, kann man das kaum glauben - bei den herrlichen Braids, mit denen der Mann ausgestattet ist. Aber natürlich ist es kleinlich, auf Texte zu achten - bei dieser Band, die neben dem Chef am Keyboard auch noch den Gitarristen Mick Rogers als Gründungsmitglied aufweisen kann. Die fünf Musiker leben einfach eine geradezu kindliche Freude an der Musik, die sich auf das Publikum überträgt: Da wird mitgesungen, geklatscht, getanzt und vielleicht auch irgendwo geschunkelt.

Bob Dylan soll die Band gar als beste Interpreten seiner Songs nach den Byrds bezeichnet haben: Sein "Mighty Quinn" kennen die meisten wohl auch nur in der Version des Keyboarders, der 1940 als Manfred Lubowitz in Südafrika geboren wurde. In Morbach beendet die Band ihr Set mit einer XXL-Ausgabe des Songs, mit etlichen Instrumentalparts versehen. Nach "Oohoo - Ohoho!"-Spielchen mit dem Publikum wird auch noch das "Smoke On The Water"-Riff eingeflochten - immerhin.

Das traut sich noch nicht 'mal James Last.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort