Der Spaß am Weltuntergang

Viel Zeit hat die Erde nicht mehr. Der Kalender der Mayas sagt für den 21. Dezember 2012 den Weltuntergang voraus. Hollywoods deutscher Katastrophen-Meister Roland Emmerich (53) zelebriert die globale Verwüstung ab morgen auf der Kinoleinwand. "2012" zeigt 158 Minuten voller leidenschaftlicher Zerstörungswut.

Trier. Große Katastrophen sind aus der sicheren Distanz eines Kinosessels schon immer eine erfolgreiche Form der Massenunterhaltung gewesen. Jedes denkbare Unheil haben die Regisseure dieser Welt schon auf die Zuschauer losgelassen. Ausbrechende Vulkane ("Volcano" und "Dante's Peak", beide 1997), Wirbelstürme ("Twister", 1996), Rekordwerte von der Richter-Skala ("Erdbeben", 1974) oder ein zur Feuerhölle werdendes Hochhaus ("Flammendes Inferno", 1974) waren riesige Erfolge.

Roland Emmerich denkt dennoch größer. Mit einzelnen Katastrophen hält sich der Schwabe nicht auf. In "Independence Day" ließ er 1996 Außerirdische die Erde verwüsten, in "The Day after Tomorrow" stürzte er 2004 die Welt in eine neue Eiszeit. Deren Vorboten waren verheerende Wirbelstürme, Kälteschocks bis minus 100 Grad und eine New York City unter sich begrabende Flutwelle.

Diese Orgie der Zerstörung will Emmerich mit "2012" noch übertreffen. 200 Millionen Dollar hat der Weltuntergang gekostet. Die Vorfreude des Publikums dürfte sich auf die damit finanzierte Tricktechnik beziehen, denn die Handlung ist vorhersehbar. Das ist sie immer.

Es gibt immer den einen brillanten Kopf, der das Unheil kommen sieht, nur will ihm niemand glauben. Es gibt immer die moralische Warnung vor der Hybris des Menschen, der sich einbildet, Erde und Natur unter seiner Fuchtel zu haben. Und es gibt immer den Funken Hoffnung am Ende, den Lichtstrahl am Horizont, wenn die Staubwolke sich verzogen hat und den Blick auf die Trümmer freigibt.

Wie Emmerich diesen Hoffnungsfunken am Ende hinbekommen will, ist allerdings eine spannende Frage. Schließlich hat er fast die gesamte Menschheit von Trümmern erschlagen, in Kratern versinken oder von Wellen versenken lassen.

Hintergrund

Die Handlung von "2012": Ein in einer indischen Kupfermine arbeitender Wissenschaftler stellt fest, dass durch Sonneneruptionen ausgelöste Neutronenstrahlung den Erdkern aufheizt. Die Folge: Bis 2012 wird die Erdkruste schmelzen, die Erdoberfläche wird unbewohnbar. Die US-Regierung (wer sonst) startet ein geheimes Programm: In China werden Archen gebaut, mit denen Auserwählte gerettet werden sollen. Wer weniger wichtig, dafür aber mächtig reich ist, kann sich einen Platz mit einer Milliarde Dollar kaufen. John Cusack spielt den Schriftsteller Jackson Curtis, der während eines Urlaubs mit seinen beiden Kindern im Yellowstone Park in Sperrgebiet und damit in das geheime Archen-Programm gerät - das, wie er feststellen muss, doch einige Fehler hat. Also nimmt er die Sache selbst in die Hand. (jp)

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