Der Terror des Glaubens

TRIER. (red) Große Theaterstücke gewinnen in jeder Epoche ihre eigene Bedeutung. Arthur Millers "Hexenjagd" (The Crucible) war in seinen Anfängen eine politische Herausforderung, zumal das Stück Parallelen zog zwischen der Manipulation durch religiöse Hysterie und der Angst von dem Kommunismus im Amerika der fünfziger Jahre.

Heute ist religiöser Fanatismus selbst zum Fokus der Ängste unserer Zeit geworden und seine zynische Manipulation ein Kennzeichen unseres Lebens. Das Stück "Hexenjagd" ist mehr von Bedeutung denn je. Die neue Inszenierung untersucht den Zusammenhang zwischen Ritual und Intoleranz und, was für Bühnenbearbeitungen der American Drama Group und des TNT Theatre charakteristisch ist, ergründet den Kern des Stückes jenseits der Grenzen des von Hollywood inspirierten Realismus. Hexerei existierte im Salem des 17. Jahrhunderts, weil die Menschen an deren Existenz glaubten. Selbst die Opfer glaubten an den Satan und das Übernatürliche. Allzu oft scheut man sich in anderen Inszenierungen des Stückes, dies zum Ausdruck zu bringen. Diese Bühnenbearbeitung hebt den Terror durch den Glauben an das Übernatürliche hervor und weist auf die Manipulation durch rücksichtslose und egoistische Einzelpersonen hin, deren Ziel materieller Vorteil oder Rache aus Eifersucht sind. Livemusik, eine einfache, jedoch effektvolle Bühnenversion und eine mit großem körperlichem Einsatz verbunde Darstellung mit aufregender Bildsymbolik gewähren einen frischen Blick auf einen modernen Klassiker. Das Ensemble unter der Regie von Paul Stebbings hat langjährige Erfahrung in der Aufführung amerikanischer Klassiker. Im Repertoire der neueren Inszenierungen der Gruppe finden sich Millers "Death of a Salesman", Tennessee Williams "A Streetcar Named Desire" und Bearbeitungen der Romane "The Grapes of Wrath" von John Steinbeck oder "One Flew over the Cuckoo's Nest" von Ken Kesey. "The Crucible" wird am Donnerstag, 14. April, um 20 Uhr und am 15. April um 10 Uhr im Theater Trier gezeigt. Karten: 0651/718-1818.

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