"Der größte russische Komponist"

Luxemburg · Gleich zweimal hat die Luxemburger Philharmonie für die laufende Spielzeit den Titel "Artist in Residence" vergeben: Geigerin Janine Jansen wird zu Beginn ihrer "Residenz" mit dem Orchestre Philharmonique Bergs Violinkonzert spielen. Und Star-Dirigent Valery Gergiev präsentiert zum Monatsende ein zweiteiliges Prokofjew-Programm.

Luxemburg. Um die großen Events muss dem Philharmonie-Besucher im November nicht bange sein. Den publikumswirksamen Titel "Artist in Residence" hat das Haus gleich zweimal vergeben. Geigerin Janine Jansen startet ihre "Residenz" mit Bergs Violinkonzert an der Seite des Orchestre Philharmonique (OPL) und seines Chefdirigenten Gustavo Gimeno und geht danach mit dem Orchester auf Konzertreise. Dirigent Valery Gergiev, zweiter "Artist in Residence", engagiert sich in zwei Konzerten entschieden für Sergej Prokofjew, den "größten russischen Komponisten". Und konzentriert sich dabei auf die allzu selten gespielte und wohl auch unterschätzte Sinfonik des russischen Komponisten.Neuer Blick auf Prokofjew


Prokofjew, als Kinderkomponist ("Peter und der Wolf") unterschätzt und bestenfalls als Meister pianistischer Virtuosität anerkannt, benötigt in der Tat dringend einer Aufwertung. Die wird ihm in gleich zwei Konzerten zuteil. Der russische Dirigent präsentiert mit seinem Mariinsky-Orchester aus St. Petersburg die Sinfonien 1, 2, 3 und 6, dazu die ersten beiden Klavierkonzerte (Solist: Denis Matsuev) und die "Aschenputtel"-Ballettsuite des großen Russen (23./24. November). Eine geballte Ladung Prokofjew und ein notwendiges Projekt dazu. Sogar für die Philharmonie sind die 2. und 6. Sinfonie Erstaufführungen.Groß, größer, am größten


"Grand" - also "groß" hat sich als Konzert-Kennzeichnung im Philharmonie-Programm mittlerweile inflationär ausgebreitet. Gergievs Konzerte stehen unter den Etiketten "Grand Solistes" und "Grand Chefs". Der Auftritt von Star-Tenor José Cura und einem farbenreichen, überwiegend zeitgenössischen Programm (7. November) wurde in die Rubrik "Große Stimmen" abgelegt. Janine Jansen und das OPL spielen Berg, Schuberts Ouvertüre "im italienischen Stil" und Beethovens Siebte mit dem Titel "große Begegnungen". John Eliot Gardiner und sein "Orchestre Revolutionaire et Romantique" treten unter "große Klassiker" mit Brahms, Beethoven und Schubert (16. November) an. Und Sergey Belyavskiy, Preisträger des Liszt-Klavierwettbewerbs in Budapest, kann für sich immerhin noch das werbewirksame Prädikat vom "Klavier-Laureaten" verbuchen (15. November, 19 Uhr).
Vielleicht versprechen da Veranstaltungen ohne Superlative noch mehr. Christian Gerhahers Schumann-Liederabend (21. November) ist für alle Freunde romantischer Liedkunst zweifellos ein Magnet. Das "Orchestre de Chambre" unter David Reiland hat neben Haydns bedeutender Sinfonie 49 und Mozarts Fagottkonzert auch Franz Schreker im Programm (13. November, 17 Uhr).
Auch die "Solistes Européens" und Dirigent Christoph König haben Schreker entdeckt (28. November). Die große Orgel der Philharmonie erklingt im Duett mit einer Nyckelharpa, der Kreuzung von Geige und Drehleier (14. November, Gunnar Idenstam, Johan Hedin). Die renommierte Sängerin Anne-Sofie von Otter begibt sich unter dem Titel "So many things" in die Grenzregion von Klassik und Pop (12. November). Michael Wollny und Vincent Peirani liefern Jazz vom Feinsten (9. November), und das Wayne Shorter Quartet bietet dazu das Gegenstück (27. November). Jean-Francois Zygel improvisiert am Klavier zu Fritz Langs Kult-Stummfilm "Siegfried" (18. November). Schließlich treten "rising stars" gleich zweimal auf: Geigerin Tamsin Waley-Cohen und Huw Watkins am Klavier mit Beethoven, Ravel, Gershwin und Szymanowski (8. November) und Mariam Batsashvili mit Klaviermusik von Liszt (29. November). Außerdem richtet sich ein Kindertheaterstück auch an Familien östlich der Sauer: "Das goldene Herz" mit Musik von Tschaikowsky, Schostakowitsch und Bartok findet in deutscher Sprache statt (26. November, 11 und 16 Uhr, 27. November, 11, 15 und 17 Uhr).
Alle Veranstaltungen beginnen, wenn nicht anders angegeben, um 20 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 00352/26322632. Weitere Infos: www.philharmonie.lu

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