Der kastrierte Lennon

Immer gut, wenn man einen Sündenbock hat, im diesem Fall Phil Spector. Der Produzent habe 1970 entgegen der Absicht der Band die Aufnahmen der ''Let it be''-Sessions verhunzt, indem er Orchesterparts und dergleichen abartige Zutaten mehr hinzufügte, klagt Paul McCartney. ...

Immer gut, wenn man einen Sündenbock hat, im diesem Fall Phil Spector. Der Produzent habe 1970 entgegen der Absicht der Band die Aufnahmen der "Let it be"-Sessions verhunzt, indem er Orchesterparts und dergleichen abartige Zutaten mehr hinzufügte, klagt Paul McCartney. 33 Jahre später schlägt das Rest-Imperium zurück. McCartney und Ringo Starr bringen - rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft - das finale Beatles-Album in einer Pur-Version heraus. Digital befreit vom orchestralen Schmalz und reduziert auf das, was die Beatles und Gast-Keyboarder Billy Preston damals spielten. Leider auch befreit von den launigen Kommentaren, die John Lennon beim legendären Dach-Konzert von sich gab, und in einem bisweilen obskuren Mix. Bei "One after 909" beispielsweise kommt George Harrisons Leadgitarre mit viel zu wenig Schmackes rüber; zudem endet der Titel wie "Get back" in einer unnötig frühen Ausblendung. Auch eine Möglichkeit, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Ausführliches Booklet hin und Bonus-CD mit Probe-Gedudel und Gequatsche her - das hätte man liebevoller machen können.Roland MorgenThe Beatles: "Let it be. . .naked" (Apple Records/EMI)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort