Der wirbelnde Turbo-Trickser

Er gilt als schnellster Illusionist der Welt, ist Träger der Goldenen Europa und ließ bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland vor 500 Millionen Zuschauern in 152 Ländern die Trophäe erscheinen. Hans Klok zauberte am Sonntagabend vor 1100 Zuschauern in der Arena.

 Hohes Tempo und tolle Frauen: Hans Klok zauberte in der Arena Trier. TV-Foto: Hans Krämer

Hohes Tempo und tolle Frauen: Hans Klok zauberte in der Arena Trier. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Ein Illusionist hat es nicht leicht im Jahr 2008. Schließlich will kein Mensch mehr sehen, wie ein Frackträger Kaninchen oder weiße Tauben aus einem Zylinder zaubert. Diese Zeiten sind vorbei. Seit David Copperfield und dem Duo Siegfried und Roy geht nichts mehr ohne weiße Tiger oder sich in Luft auflösende Freiheitsstatuen. Derart schweres Gepäck hat Hans Klok nicht mit nach Trier gebracht. Der Niederländer zeigt mit seiner seit Mai 2007 in Las Vegas laufenden Show nichts wirklich Neues, präsentiert die altbekannten Nummern aber laut, bombastisch und tatsächlich rasend schnell.So schnell, dass der Zuschauer sich von naheliegenden Fragen ablenken lässt. Wieso haben alle Zauberer diese windschnittigen Frisuren? Wieso wirbelt der Turbo-Trickser wie der tasmanische Teufel über die Bühne und zeigt eine Gestik wie ein Dirigent auf Ecstasy? Und wie hat dieser Trick denn jetzt funktioniert? Skeptiker haben keine Chance, denn Hans Klok und sein Team aus hilfreichen Geistern und schönen Assistentinnen beherrschen ihr Handwerk perfekt. Jeder Griff sitzt, jeder Schritt ist genau berechnet. Da werden Frauen in Stücke zerteilt und wieder zusammengesetzt, verschwinden plötzlich und rematerialisieren sich völlig woanders, fallen aus Bilderrahmen oder schweben meterhoch über der Bühne.Mit 14 Jahren bester Jungmagier

Klok muss seine Illusionen nicht anmoderieren oder erläutern, denn so kompliziert sind sie nicht. Dennoch greift er gelegentlich zum Mikro und erzählt von seiner Familie, seinen ersten Auftritten und seinem Weg nach Las Vegas - clever eingesetzte Pausen, die dem Zuschauer eine kurze Erholung vom rasenden Geschehen auf der Bühne gönnen und den Technikern Zeit lassen, die nächste Nummer vorzubereiten. Der Zuschauer erfährt, dass Klok mit 14 Jahren als bester Jungmagier Europas ausgezeichnet wurde, dass sein Vater sein Manager und Illusions-Architekt und seine Mutter seine erste Assistentin war. Er hört auch, was er schon längst weiß: Klok und Co. bieten keine wahre Magie, aber sie unterhalten. Möglicherweise können sie sogar begeistern, basierend auf Mathematik, Physik und einer geradezu unmenschlichen Präzision. Und da Siegfried und Roy nicht mehr auftreten und David Copperfield zurzeit ganz andere Sorgen hat, ist Hans Klok der letzte der großen Illusionisten. Und: Ein Magier, der Pamela Anderson als Assistentin präsentiert hat, muss wohl etwas von Unterhaltung verstehen. Leider zog er sie in Trier nicht aus dem Hut. Das wäre der perfekte Trick gewesen.

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